Alarmstimmung in Hessen! 200 Hausärzte fehlen, und die verbliebenen Ärzte stöhnen unter dem erdrückenden Gewicht der Bürokratie. Während die Praxen überquellen, bleibt unklar, ob die Regierungspläne zur Reduzierung des Verwaltungsaufwands tatsächlich helfen werden.
„Ich war eine begeisterte Landärztin“, erzählt die 43-jährige Ulrike Koock aus Büdingen. Doch die Freude an der Medizin hat sich für sie in pure Frustration verwandelt. „Die Bürokratie frisst uns auf“, klagt sie, während sie sich mindestens zwei Stunden nach jeder Sprechstunde mit Formularen und Anträgen herumschlägt. In Büdingen versorgt ein Arzt bis zu 2.500 Patienten, und in der Gemeinschaftspraxis fühlt man sich oft wie auf einem sinkenden Schiff. Das Honorar-System zwingt sie, über ihre Grenzen hinaus zu arbeiten, und das frisst nicht nur die Nerven, sondern auch die Motivation.
Bürokratieabbau als einzige Hoffnung?
Das Bundesgesundheitsministerium hat zwar einen Reformplan für das Gesundheitswesen angekündigt, um die 30 Jahre alten Honorarobergrenzen abzuschaffen, aber konkrete Ergebnisse stehen noch aus. Ob die versprochenen Maßnahmen zur Entlastung der Hausärzte wirksam werden? Das bleibt abzuwarten. Die Branche schaut nervös auf politische Entwicklungen. „Die Bürokratie muss weg“, fordert die Hausärztin Susanne Passat. „Sonst wird der Job für viele unattraktiv bleiben.“
Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) betont, dass die Ausbildung von Hausärzten dringend verbessert werden muss. Die Quote für Hausärzte in der Weiterbildung liegt bei mageren 20 Prozent. Auch wenn die Bundesregierung keine flächendeckende Arztknappheit sehen will, sind die persönlichen Schicksale wie das von Koock ein deutliches Zeichen. Sie erhält Unterstützung von anderen überlasteten Ärzten, die ebenfalls ein Aussteigen erwägen. „Ich habe für mich entschieden, dass ich so nicht weitermachen kann“, sagt sie und plant, sich künftig auf ihre Kinder und Aufklärungsarbeit zu konzentrieren.
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