Gießen

Zukunft der Kirchen: Dekan Witte-Karp wirbt für neue Nutzungskonzepte

Sorge um die Mitgliederentwicklung: In Gießen wurden bei der Dekanatssynode unter Dekan André Witte-Karp strategische Pläne zur Neugliederung und besseren Nutzung kirchlicher Gebäude diskutiert, während der Rückgang von 3,8 Prozent bei den Mitgliedszahlen alarmierende Fragen zur Zukunft der evangelischen Kirche aufwirft!

Im Evangelischen Dekanat Gießen stand die Zukunft der kirchlichen Gebäude im Fokus einer kürzlich durchgeführten Dekanatssynode. In einer nahezu einstimmigen Wahl wurde Pfarrer André Witte-Karp für eine zweite Amtszeit als Dekan wiedergewählt. Er vertritt ein Kirchenparlament, das 19 Gemeinden und etwa 45.600 Mitglieder umfasst. Witte-Karp betonte in seiner Ansprache die Notwendigkeit, das diakonische Engagement der Kirche weiter auszubauen, insbesondere im Bereich der Flüchtlingshilfe, Behindertenseelsorge und der Betreuung von Kindern in den 19 Kindertagesstätten und Familienzentren.

Außerdem richtete er das Augenmerk auf interreligiöse Beziehungen, die besonders nach der gewaltsamen Auseinandersetzung in Israel am 7. Oktober 2023 von Bedeutung sind. Witte-Karp äußerte den Wunsch nach einer Kirche, die aktiv in die Lebenswelten der Menschen integriert ist und die offen einladend wirkt.

Strukturen und Herausforderungen

Der Dekanatsvorsitzende Gerhard Schulze-Velmede nutzte die Gelegenheit, um auf besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen hinzuweisen. Er sprach von einer zunehmenden Demokratieverdrossenheit und dem Auseinanderbrechen des gesellschaftlichen Konsenses, was mit der Ausgrenzung von Andersdenkenden einhergeht. In einem weiteren Schritt skizzierte er die geplante Neugliederung der kirchlichen Strukturen in der Region Gießen.

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Die Bildung von Gesamtkirchengemeinden, die bereits in Gießen-Mitte, Nord und Ost sowie Allendorf-Kleinlinden umgesetzt wurde, soll zum Jahreswechsel 2025/26 auch in weiteren Gemeinden stattfinden, darunter Biebertal-Heuchelheim und mehrere kleine Gemeinden. Dies soll dazu dienen, die knappen finanziellen und personellen Ressourcen der Kirche effizienter zu nutzen.

Die Mitgliederentwicklung macht Schulze-Velmede jedoch Sorgen. Der Rückgang um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wirft Fragen über die Zukunft der kirchlichen Räumlichkeiten auf. Bei einer Bestandsaufnahme stellte sich heraus, dass viele Gebäude kaum genutzt werden, weshalb die Gemeinden Konzepte entwickeln müssen, um die Gebäude besser zu verwerten.

Ein positives Beispiel, das er erwähnte, ist der fast fertiggestellte Neubau der Kita und des Familienzentrums in der Gießener Nordstadt. Dieser wird in ökologisch nachhaltiger Bauweise errichtet und soll sowohl für eine sechsgruppige Kita als auch für Wohn- und Büroeinheiten dienen. Schulze-Velmede betonte, dass solcherlei Projekte zeigen, welche wichtige Rolle kirchliche Gebäude für die Gemeinschaft spielen können.

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Innovative Nutzung der kirchlichen Räume

Referentin Susanne Talmon vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau riet den Gemeinden, mutig zu sein und soziale Verantwortung zu übernehmen. Sie forderte dazu auf, kreative Nutzungsmöglichkeiten für Kirchenräume und umgebende Flächen zu erkunden. Die Kirche beschreibt sie als Chance, „grüne Oasen“ in städtischen Gebieten zu schaffen und die Nachbarschaft zum „gemeinsamen Beten“ einzuladen.

Gerade in ländlichen Regionen könnten Kirchen als Begegnungsorte dienen. Talmon ermutigte die Gemeinden dazu, sich Gedanken darüber zu machen, welche Funktionen die Gebäude nicht nur für die Kirche selbst, sondern auch für die umliegenden Gemeinschaften und Vereine erfüllen können. Dies sei zwar oft ein schwieriger Prozess, aber letztlich lohnenswert.

Die Diskussionen in der Dekanatssynode unterstreichen die drängende Notwendigkeit, Visionen für die zukünftige Nutzung und die Rolle kirchlicher Gebäude im sozialen Gefüge zu entwickeln. Mehr Details zu diesen Themen gibt es in einem ausführlichen Bericht auf www.giessener-anzeiger.de.

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