Gießen

Wald in Gefahr: Gießener Genossenschaften kämpfen um die Zukunft!

Im Kreis Gießen schlagen Waldbesitzer Alarm: Bei einem Treffen der Markmeisterrunde fordern sie mehr Vertrauen statt strenger Vorgaben, um ihre Wälder nachhaltig zu bewirtschaften und den Klimaschutz zu sichern!

Der Landkreis Gießen sieht sich aktuell mit dringenden Herausforderungen im Bereich der Waldbewirtschaftung konfrontiert. Während eines Treffens der Markmeisterrunde, das die Vorsitzenden der zehn Markgenossenschaften Mittelhessens versammelt, wurde deutlich, dass die Verantwortlichen besorgt um die Zukunft ihrer Wälder sind. Sylvia Ruppel, eine langjährige Markmeisterin, brachte die Situation auf den Punkt: „Unser Klimaschützer Nummer Eins ist in Not.“ Diese Äußerung kommt nicht von ungefähr, denn die hiesigen Wälder leiden zunehmend unter den Folgen des Klimawandels.

Vor dem Hintergrund steigender gesetzlicher Auflagen genießen die Markgenossenschaften immer weniger Freiheiten in der Waldbewirtschaftung. Auch Ruppel kritisierte, dass neue Gesetze den bisherigen Pionieransatz der Forstwirtschaft behindern. Die langjährigen Waldbesitzer fordern daher mehr Vertrauen vonseiten der Politik. Anstatt sich auf komplexe Vorschriften zu verlassen, sollte man den Menschen, die Generationen lang Verantwortung für den Wald getragen haben, eine starker Stimme geben.

Politischer Diskurs und gesetzliche Herausforderungen

Das Zusammentreffen fand in einem Privatwald in Ettingshausen statt, der sich im Besitz der Familie Blei/Hinkel befindet. Hier konnte die Versammlung die Auswirkungen der fortschreitenden Klimaveränderungen direkt beobachten. Familie Hinkel erwähnte, dass der verstorbene Vater der Familie, Dieter Blei, sich bis zu seinem Tod 2022 leidenschaftlich für den Wald einsetzte. „Ich muss nochmal schnell in den Wald“ wurde zu einem geflügelten Wort innerhalb der Familie, das die tiefe Verbundenheit zur Natur ausdrückt.

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Die Dringlichkeit des Themas zeigt sich auch im Kontext aktueller Gesetzgebungen auf Landes-, Bundes- und Europaebene. Carl Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont, der Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes, erörterte, dass viele dieser Vorgaben die Waldbesitzer in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit stark einschränken. Besonders das geplante EU-Lieferkettengesetz sowie die überarbeitete Fassung des Bundeswaldgesetzes wurden als Bremsklötze für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung angesehen. Prinz zu Waldeck und Pyrmont stellte klar: „Die Auflagen hindern uns nur am wirtschaften, ohne dass sie dem Wald selbst zugutekommen.“

Die Mitglieder der Markmeisterrunde sowie die geladenen Gäste, darunter Landtagsabgeordnete und Europa-Politiker, brachten ihre Erfahrungen und Ansichten ein. Ein detaillierter Austausch über die Herausforderungen der Forstwirtschaft in der Region zeigt, dass viele ein Umdenken hin zu mehr Vertrauen und weniger Bürokratie anstreben. „Wir möchten unseren Wald nicht nur nachhaltig bewirtschaften, sondern auch für die nächsten Generationen erschließen“, betonte Ruppel.

Nachhaltigkeit und innere Überzeugung

Ein zentraler Aspekt der Diskussion war der Begriff „Gemeinnutz vor Eigennutz“, der die Philosophie der Markgenossenschaften beschreibt. Die Mehrheit der erwirtschafteten Gewinne wird in die Pflege und Fortentwicklung des Waldes reinvestiert. Ein Beispiel dafür ist der Forstbetrieb „Bleiwald“ in Ettingshausen, der für seine nachhaltigen Praktiken bekannt ist. Die Genossenschaften setzen auf Diversität und einen klimabewussten Umbau ihrer Wälder. Die Erhaltung von Ressourcen und die Verwendung resilienzer Baumarten stehen hierbei im Vordergrund.

Ein vorgesehener Waldrundgang unter Leitung des alten Försters Dieter Illhardt bot den Teilnehmern die Gelegenheit, die Entwicklungen im Wald direkt zu besichtigen. Dabei zeigten sich die Auswirkungen der Dürre und Hitze, die viele Waldbestände in den letzten Jahren geschwächt haben. Illhardt wies darauf hin, dass auch gesunde Laubwälder nicht vor den Herausforderungen des Klimawandels gefeit sind, und dass ein umsichtiger Umgang mit den Ressourcen wichtig ist.

Insgesamt spiegelt die Diskussion der Markmeisterrunde die Herausforderungen wider, vor denen die Waldbesitzer im Landkreis Gießen stehen. Kombinationen aus politischen Vorgaben und klimatischen Veränderungen erfordern ein Umdenken im Umgang mit Wäldern, die nicht nur Naturreservate, sondern auch bedeutende Wirtschaftsfaktoren darstellen. Ohne einen gegenseitigen Austausch und das Teilen von Wissen wird es jedoch zunehmend schwieriger, den Herausforderungen zu begegnen, die vor der hiesigen Waldwirtschaft liegen.

Für weitere Informationen zu diesem Thema ist es ratsam, die Berichterstattung auf www.giessener-anzeiger.de zu konsultieren.

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