In Gießen wird ein neues Konzept zur Verbesserung der Sicherheit im Nachtleben eingeführt. Die sogenannten Awareness-Teams haben das Ziel, Menschen in Clubs und bei Veranstaltungen zu unterstützen und ein sicheres Umfeld zu schaffen. Die Initiative entstand nach einer Umfrage, die aufzeigte, dass viele Frauen sich in der Stadt und besonders in Diskotheken unsicher fühlen. Friederike Stibane, die Beauftragte für Frauen- und Gleichberechtigungsfragen der Stadt, betont, dass die Sicherheitsmaßnahmen nun nicht nur für den Heimweg, sondern auch innerhalb der Clubs ausgeweitet werden müssen.
Die Awareness-Teams erhalten Unterstützung von der Stadt Gießen, die Schulungen finanzieren und die Teams mit speziellen Materialien ausstatten. Diese Ausstattung umfasst unter anderem Testarmbänder gegen K. o.-Tropfen, Sicherheitsverschlüsse für Flaschen und Gutscheine für Frauennachttaxis, um für eine sichere Rückkehr zu sorgen. Die Mitglieder der Teams schildern, dass ihre Aufgabe nicht die von herkömmlichen Sicherheitsdiensten ist. Miron Mehari, ein Mitglied des Gründerteams, erklärt: „Wir sind nicht die Security 2.0. Unser Ansatz ist es, uns unters Volk zu mischen und eine offene Atmosphäre zu schaffen.”
Aufgaben und Vision der Awareness-Teams
Das 15-köpfige Team setzt auf Dialog und ein respektvolles Miteinander. Die Mitglieder sind zum Teil selbst im Eventbereich aktiv, etwa als DJs, und können so aus eigener Erfahrung agieren. „Awareness bedeutet für uns, dass jeder aufeinander Acht gibt und hilfsbereit ist“, betont Mehari. Die Teams wollen helfen, wenn jemand zu viel Alkohol konsumiert hat, indem sie beruhigende Gespräche anbieten oder Rückzugsorte schaffen.
Die Vorbereitungen für den Einsatz in Clubs beginnen mit Gesprächen mit den Veranstaltern. Hierbei wird geklärt, welche Maßnahmen notwendig sind, wie viele Leute erwartet werden und ob medizinische Hilfe bereitsteht. Johanna Piotrowski, ebenfalls im Team, sagt, dass ihre Einsätze oft helfen, wenn Gäste sich unwohl fühlen oder zurückgezogen sind. Es geht darum, ein offenes Ohr zu bieten und die Menschen zu unterstützen, die Hilfe benötigen. „Manchmal reicht es vollkommen, einfach nur zuzuhören“, fügt sie hinzu.
Wichtig ist auch das Netzwerk zu relevanten Institutionen. Jedes Awareness-Team wird mit einem Kartenfächer ausgestattet, der die Kontaktinformationen wichtiger Anlaufstellen bereithält. Dazu gehören unter anderem die Frauenklinik, das Frauenhaus oder Antidiskriminierungsstellen, was zeigt, wie vielfältig das Hilfeangebot ist. Mehari und Piotrowski sind sich einig, dass die Awareness-Arbeit auch eine wichtige Aufklärungsfunktion hat. „Wir haben durchweg positives Feedback erhalten und die Menschen sind neugierig, was wir tun“, freut sich Mehari über die Resonanz.
Ein weiterer Aspekt der Arbeit der Awareness-Teams ist die Aufklärung über Themen wie K. o.-Tropfen und Drogengebrauch. Es wird nicht nur aufgeklärt, wie man sich selbst schützen kann, sondern auch, wie jeder Einzelne zu einem respektvollen Miteinander beitragen kann. Die Vision ist klar: „Am liebsten wäre es uns, wenn wir nicht mehr benötigt werden und alle ein gesundes Bewusstsein für Sicherheit im Nachtleben haben“, fasst Piotrowski zusammen.
Interessierte können mehr über die Arbeiten der Awareness-Teams erfahren und sich demnächst beim nächsten öffentlichen Treffen am 14. Oktober um 18:30 Uhr im Jokus informieren. Weitere Informationen sind auch auf der Instagram-Seite der Gruppen zu finden: instagram.com/awarenessgiessen.