Gießen

Schloss Hungen: Ein Leben in Gemeinschaft und Tradition im historischen Mauern

Vor 50 Jahren übernahm eine Gruppe von 18 Personen das heruntergekommene Schloss Hungen in Mittelhessen, um dort alternative Wohnformen und gemeinschaftliches Leben zu verwirklichen, was auch heute noch einen wichtigen sozialen und kulturellen Beitrag für die Gemeinde leistet.

Schloss Hungen in Mittelhessen ist mehr als nur ein historisches Gebäude; es stellt das Ergebnis einer einzigartigen Gemeinschaft dar. Vor 50 Jahren übernahm eine Gruppe von 18 Parteien das verfallene Schloss als Geschenk und hat seitdem aktiv an dessen Erhalt und an einem alternativen Wohnkonzept gearbeitet. Der Wandel von einer heruntergekommenen Burg zu einem lebendigen Wohnprojekt bietet interessante Einblicke in die Herausforderungen und Triumphe einer solch außergewöhnlichen Lebensgemeinschaft.

Das Schloss entstand zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert und zeugt von einer langen Geschichte. Als die ursprünglichen Bewohner sich für die sanierungsbedürftige Immobilie entschieden, war der Zustand der Gebäude mehr als besorgniserregend. Sabine Fellner-von Feldegg, eine der langjährigen Bewohnenden, beschreibt die ersten Jahre als geprägt von Neugier und Skepsis der umliegenden Nachbarschaft. Viele Gedanken über diese „exotische Gemeinschaft“, die die ländliche Ruhe der Umgebung in Frage stellte, machten die Runde. Gerüchte über Drogen, Kommunismus und Gruppensex tobten, angespornt durch die Tatsache, dass die meisten neuen Bewohner von außerhalb kamen.

Überraschungen im Schlossleben

Wie leben die Menschen im Schloss? Sven Köppe schildert die Erfahrung als „sensationell“ und hebt die positive Veränderung im Lebensstil hervor. Er und seine Kollegen fühlen sich in ihrer neuen Umgebung wie im Urlaub. Mit der Teilen von Verantwortung, Hilfsbereitschaft und einem starken Gemeinschaftsgefühl haben sie ihr neues Zuhause zu einem Ort des Zusammenhalts und der Freude gemacht.

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Die sozialen Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft sind ein zentraler Bestandteil des Lebens im Schloss. Die Bewohner unterstützen sich gegenseitig und genießen das Miteinander. Diese Art des Zusammenlebens wurde besonders in der Pandemie geschätzt, als die Gemeinschaft oft draußen auf der Terrasse verweilte und sich musikalisch unterhielt oder gemeinsam wanderte. Diese Art der Unterstützung ist nicht allein benutzerfreundlich, sondern wurde auch als essenziell für das emotionale Wohlbefinden der Bewohner empfunden.

Doch wie steht es um das ursprüngliche soziale Engagement? In den Anfangsjahren waren soziale Initiativen nach außen hin sehr aktiv, doch über die Jahre hat sich der Fokus verschoben. Sabine Fellner-von Feldegg gibt zu, dass viele der damaligen Initiativen, wie die Unterstützung bedürftiger Familien, zwar bestehen, die Dynamik jedoch nachgelassen hat. „Wir sind alt geworden“, sagt sie und fügt hinzu, dass trotzdem immer wieder neue Tatsachen entdeckt werden, wo Hilfe notwendig ist. So betreuen die Bewohner regelmäßig neue ukrainische Familien in der Nachbarschaft.

Eine der ständigen Initiativen ist das jährliche Kinderschlossfest, das viele der Bewohner zusammenbringt, um den Kindern in der Umgebung einen besonderen Tag zu bereiten. Diese Veranstaltungen sind nicht nur Ausdruck der Kollegialität, sondern auch ein Zeichen für den fortwährenden Zusammenhalt der Gruppe.

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Einer der prägnantesten Aspekte des Lebens im Schloss Hungen ist die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden. Anders als in herkömmlichen Eigentümerversammlungen ist die Schlossgruppensitzung eher als ein offenes Forum zu verstehen, in dem nicht nur über Finanzen diskutiert wird, sondern auch über die Verantwortung für das Denkmal und die Stadtentwicklung im Allgemeinen. Diese einzigartige Selbstverwaltung hat nicht nur die internen Beziehungen gestärkt, sondern auch dazu beigetragen, dass das Schloss als Jahrhunderte altes Baudenkmal erhalten bleibt.

Der Denkmalschutz hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Als die Gruppe 1974 das Schloss übernahm, waren viele keinverstanden mit den hohen Auflagen und den ästhetischen Diskussionen rund um die Renovierung. Fellner-von Feldegg beschreibt hitzige Debatten, ob die Wände verputzt oder in ihrem ursprünglichen Bruchsteinlook verbleiben sollten. In diesen Auseinandersetzungen kamen die unterschiedlichen Meinungen innerhalb der Gemeinschaft deutlich zum Ausdruck und bildeten ein zentrales Element des Zusammenlebens.

Insgesamt hat sich die Schlossgemeinschaft über die Jahre hinweg weiterentwickelt. Es wurden kulturelle Aktivitäten etabliert, die weit über die regionale Grenze hinaus bekannt sind. Daraus ist ein kontinuierliches Programm entstanden, das nicht nur das Schloss, sondern auch die umliegende Gemeinde einbezieht.

Das Bewahren der Hausgemeinschaft und des sozialen Engagements ist nicht nur ein Symbol für den Erhalt von Kultur und Geschichte, sondern zeigt auch, dass ein alternatives und engagiertes Leben in der Gemeinschaft möglich ist. Schloss Hungen wird weiterhin von seinen Bewohnern mit Hingabe gepflegt und zeigt, wie wertvoll Zusammenhalt und Mut zur Veränderung sein können.

– NAG

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