Die Faszination für Pilze zieht immer mehr Menschen in die Natur. In den sozialen Medien erfreut sich das Pilzsammeln großer Beliebtheit und inspiriert viele dazu, sich in die Wälder zu begeben. Steffen Frühbis, ein erfahrener Pilzcoach, geht in einem Interview auf die spannende Welt der Pilze ein und erklärt, warum man das ganze Jahr über auf die Jagd nach ihnen gehen kann.
2024 könnte für Pilzsammler ein vielversprechendes Jahr werden. „Die hohen Niederschläge bis Juli haben das Wachstum begünstigt“, sagt Frühbis. Doch die warmen Temperaturen im August und September haben das Erscheinen vieler Speisepilze verlangsamt. Insbesondere bekannte Sorten wie die Maronen- und Fichtensteinpilze zeigen sich nur zögerlich. Dennoch kann jeder, der sich mit der Pilzkunde beschäftigt, das ganze Jahr hinweg Pilze finden, selbst im Winter.
Pilze ganzjährig sammeln
Die Annahme, dass Speisepilze nur im Herbst wachsen, ist ein weit verbreitetes Missverständnis. „Beliebte Winterpilze wie der Austernseitling oder der Samtfußrübling sind äußerst schmackhaft und leicht anzufinden“, so Frühbis. Im Frühling findet man beispielsweise Morcheln und im Sommer den Sommersteinpilz. Die Vielfalt an Pilzen ist groß, doch viele Menschen sammeln vor allem die im Herbst populären Sorten, wodurch die falsche Annahme verstärkt wird.
Bevor man sich jedoch auf den Weg macht, stellt sich die Frage: Welche Ausrüstung benötigt man? „Wichtig ist, die Pilze in einem luftdurchlässigen Korb zu transportieren und nicht in Plastiktüten, um eine schnelle Zersetzung zu vermeiden“, erklärt Frühbis. Eine kleine Bürste hilft zudem, grobe Erde zu entfernen, während ein scharfes Messer zum Schneiden der bekannten Pilzarten nützlich ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sicherheit beim Pilzsammeln. „Wenn man sich nicht sicher ist, um welchen Pilz es sich handelt, sollte man die gesamte Stielbasis aus dem Boden herausnehmen. Dort befinden sich entscheidende Merkmale zur Bestimmung“, rät Frühbis. Dabei sollte man stets aktuelle Bestimmungsbücher nutzen, da viele Toxine erst in den letzten Jahren entdeckt wurden. Zudem sollten Apps zur Pilzbestimmung mit Vorsicht verwendet werden, da sie oft ungenau sind und gefährliche Entscheidungen nach sich ziehen können.
Rechtliche Aspekte und Sammelbewusstsein
In Deutschland dürfen Pilze für den persönlichen Gebrauch in angemessenen Mengen gesammelt werden. In Hessen gibt es spezielle Regelungen, die das Betreten des Waldes bei Tageslicht erlauben, solange die Waldnutzung nicht beeinträchtigt wird. Es ist jedoch wichtig, die gesetzlichen Grenzen zu beachten, wie etwa das Verbot bestimmter Arten und das Sammeln in Naturschutzgebieten.
Ein weiteres Risiko ist die gesundheitliche Gefährdung durch Verzehr falscher Pilze, was zu schweren Vergiftungen führen kann. Jährlich dokumentiert die Deutsche Gesellschaft für Mykologie zahlreiche Fälle von Pilzvergiftungen, oft verursacht durch Unkenntnis oder Leichtsinnigkeit. „Es gibt immer wieder Menschen, die rohe Pilze vom Wegesrand essen, ohne sich über die Art im Klaren zu sein“, warnt Frühbis.
Nach dem Sammeln sollten die Pilze zügig gereinigt und verarbeitet werden. Sie enthalten viel Eiweiß, was sie verderblich macht, und müssen wie rohes Fleisch behandelt werden. Um das volle Aroma zu entfalten, rät Frühbis dazu, Pilze gut zu kauen, bevor man sie schluckt, da ihre Zellwände aus Chitin bestehen.
Der aktuelle Trend zu Pilzen zeigt sich nicht nur in den Wäldern, sondern auch in den sozialen Medien, wo zahlreiche Sonderausstellungen zur Thematik stattfinden. Das Interesse an Pilzen bleibt nicht ohne Folgen; Experten warnen vor einem möglichen Artensterben. Pilze leiden unter verschiedenen Umweltfaktoren, wie Flächenversiegelung und Nährstoffeinträgen. Immer wieder berichten Menschen von einer Abnahme bestimmter, früher häufig vorkommender Pilzarten. „Früher war es nichts Ungewöhnliches, auf Weiden voller Champignons zu treffen“, berichtet Frühbis.
Insgesamt zeigt sich, dass die Pilzwelt faszinierend und vielfältig ist, aber auch respektiert und geschützt werden muss. Für eine verantwortungsvolle Sammelpraxis ist Wissen von größter Bedeutung. Wer sich mit den Grundlagen der Pilzkunde auseinandersetzt, kann nicht nur ein schmackhaftes, sondern auch sicheres Erlebnis im Wald genießen. Weitere Informationen zu diesen Themen finden sich in einem Artikel auf www.giessener-allgemeine.de.