Im kleinen Ort Buseck ist ein bemerkenswertes Projekt ins Leben gerufen worden, das die Gemeinschaft stärkt und Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Die Initiative »Gemeinsam in Buseck« hat es sich zur Aufgabe gemacht, Patenschaften zwischen ehrenamtlichen Helfern und alleinlebenden Senioren zu vermitteln. Ziel ist es, den Betroffenen ein Stück Lebensfreude und Geselligkeit zurückzugeben.
Eine der ersten Patenschaften verbindet die 68-jährige Petra Maghsoudi-Spengler mit Cuma Konuk, einem 35-jährigen Lehrer, der erst seit zwei Jahren in Deutschland lebt. Beide verstehen sich wunderbar, was nicht nur an ihrer Chemie liegt, sondern auch am gut organisierten Vorgehen der Initiatoren Marlies und Otmar Brück. „Wir wollen Einsamkeit bekämpfen und einen Raum schaffen, in dem Menschen sich wieder begegnen können“, erklärt Marlies Brück, die als pflegeerfahrene Person vielen in der Region als „Schwester Marlies“ bekannt ist.
Die Motivation hinter dem Projekt
Nach jahrzehntelanger Arbeit im Pflegebereich haben Marlies und Otmar Brück frühzeitig erkannt, dass im hektischen Alltag nicht genügend Zeit bleibt, um der Einsamkeit von Senioren entgegenzuwirken. So entstand die Idee von »Gemeinsam in Buseck«. Gemeinsam mit Leticia Gobet, der Koordinatorin für Gemeinwesenarbeit, starteten sie die ersten Patenschaften ab August dieses Jahres und bringen damit Licht in die Tage vieler Alleinstehender.
Ein wichtiger Punkt des Projekts ist, dass es für alle Beteiligten bereichernd sein soll. Das Konzept basiert auf echtem Austausch, der auch über das Lernen einer gemeinsamen Sprache hinausgeht. Beispielsweise konnte in einer anderen Patenschaft ein Teilnehmer seine Italienischkenntnisse auffrischen. „Es ist ein Geben und Nehmen“, betont Otmar Brück.
Für das Wohlfühlen in den neu geschaffenen Bindungen sorgt auch ein verbindlicher Prozess. Paten müssen ein Führungszeugnis vorlegen, was dem Vertrauen und der Sicherheit aller Beteiligten dient. Dies ist ein besonders wichtiger Aspekt, da viele Senioren zunächst zögerlich sind, fremde Personen in ihr Zuhause zu lassen.
Um das richtige Paar ohne Missverständnisse zu finden, werden im Vorfeld Gespräche um Hobbys und Vorlieben geführt, um die Chemie zwischen Pate und Senior zu gewährleisten. Inzwischen sind die Veranstalter zuversichtlich, dass sie gut erkennen können, wer zu wem passt.
Die Herausforderungen des Ehrenamts
Die Organisation ist freilich nicht immer einfach. So gab es in der Vergangenheit bereits ein ähnliches Projekt in Beuern. Dort waren die Erwartungen bei den Senioren größer, und viele wünschten sich auch praktische Hilfe wie Rasenmähen oder Reparaturen. Das führte zu einem Ungleichgewicht, und die Initiative nahm eine andere Wendung. „Es war nicht das, was wir uns gewünscht hatten“, berichtet Brück. Daraufhin wird bei »Gemeinsam in Buseck« schon von Beginn an klargestellt, dass es sich um soziale Begegnungen und nicht um haushaltsnahe Dienstleistungen handelt.
Die Motivation der Paten bleibt jedoch hoch, und das Projekt bietet dank Schulungen eine gute Basis für alle Engagierten. Ein Beispiel ist Konuk, dessen Kinder nun ebenfalls in die Besuche integriert werden und der mittlerweile eine zweite Patenschaft übernommen hat.
Ein Hauptfaktor für den Erfolg bleibt die Art des sozialen Austausches. Die Senioren, die sich an das Projekt wenden, suchen vor allem nach Geselligkeit. Sie haben oft wenig Kontakt zu anderen Menschen und fühlen sich isoliert, auch wenn sie versorgt sind. „Die Menschen sind oft allein und haben Angst vor der Einsamkeit“, weiß Marlies Brück aus ihrer langen Erfahrung.
Das Angebot ist eine wichtige Anlaufstelle für zahlreiche Senioren. Vorurteile gegenüber dem Unbekannten abzubauen, hat hier Priorität. „Uns ist daran gelegen, dass wir nicht nur für die Senioren da sind, sondern auch für die Paten. Auch diese müssen sich wohlfühlen und stets unterstützt werden“, erklärt Adjoa Gilsebach, die für Buseck zuständige Koordinatorin.
Das Projekt findet großen Anklang, und viele Senioren zeigen Interesse daran, neue Bekanntschaften zu schließen. „Ich freue mich, dass es so etwas gibt. Es ist schön zu sehen, dass Menschen bereit sind, etwas für andere zu tun“, äußert sich Maghsoudi-Spengler begeistert über die Initiative.
Die offenen Fragen zur Art der Unterstützung und die ersten Bedenken haben die Organisatoren bereits überwunden. Das Hauptziel bleibt, Freude und Gemeinschaft in den Alltag zu bringen. Das Vorhaben könnte sogar Schulleiter in anderen Orten inspirieren, ähnliche Projekte zu starten, um die sozialen Bindungen in ganz Deutschland zu stärken.
Interessierte, sei es als Pate oder als Senior, finden weitere Informationen über das Projekt direkt per E-Mail an zusammen@freiwilligenzentrum-giessen.de oder über die Telefonnummer 0155/66286080 (Adjoa Gilsebach). Diese Initiative zeigt eindrucksvoll, wie durch persönliche Bindungen echte Lebensqualität zurückgewonnen werden kann und gleichzeitig jede Menge Wissen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
Die Hintergründe zum Projekt sowie aktuelle Entwicklungen sind ausführlich in www.giessener-anzeiger.de nachzulesen.