Gießen

Brot backen für den guten Zweck: Konfis feiern Erntedank im Kreis Gießen

Erntedankfest im Kreis Gießen: Konfirmanden backen Brot für die Welt, während die Kartoffelernte trotz schlechtem Boden rekordverdächtig ist – ein Aufruf zur Bewusstseinsbildung über Lebensmittelverschwendung!

Im Landkreis Gießen wird in den kommenden Wochen viel über das Erntedankfest nachgedacht, ein Feiertag, der die Dankbarkeit für die Ernte und die Nahrungsmittelproduktion in den Vordergrund stellt. In einer Zeit, in der frische Lebensmittel und exotische Früchte für viele selbstverständlich sind, wird der Unterschied zur Vergangenheit besonders spürbar. Während früher die Ernte über Leben und Tod entscheiden konnte, kann man heutzutage problemlos frisches Brot und andere Backwaren in den Supermarktregalen finden. Doch die Kehrseite ist besorgniserregend: Allein in Deutschland landen jährlich 1,7 Millionen Tonnen Backwaren im Müll, wie der World Wide Fund For Nature (WWF) berichtet.

In diesem Jahr wird das Erntedankfest von einer besonderen Aktion begleitet: „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“. Dabei unterstützen Jugendliche aus der evangelischen Kirchengemeinde Langsdorf/Bettenhausen Bildungsprojekte in Malawi, Vietnam und Paraguay. Am Samstag backten acht Konfirmanden unter Anleitung in der Backstube der Bäckerei Ulrich in Dorheim selbst Brot, das am Sonntag, dem 13. Oktober, nach dem Gottesdienst verkauft wird, um für den guten Zweck Spenden zu sammeln, erklärt Nathalie Schliwa von der Kirchengemeinde.

Traditionen und Bräuche

Das Erntedankfest hat viele Traditionen hervorgebracht, die auch heute noch gepflegt werden. In zahlreichen Gemeinden werden Gotteshäuser mit Obst, Gemüse und anderen Erntegaben geschmückt. „Die Altäre werden mit Kürbissen, Kartoffeln und Ähren dekoriert“, berichtet Dr. Angela Stender, die im Dekanat Gießener Land für die Medienarbeit zuständig ist. Viele Kirchen spenden die Gaben anschließend an lokale Tafeln, um Bedürftigen zu helfen.

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Aber nicht nur in den Kirchen selbst wird gefeiert. In Röthges findet am Sonntag, dem 6. Oktober, eine Erntedankfeier auf Hofmanns Hof statt, bei der die Bewohner aus Hungen, Rodheim und Langd zu einem gemeinschaftlichen Mittagessen eingeladen sind. Auch in Beuern und Nonnenroth sind nach den Gottesdiensten gemeinsame Essen geplant.

Ernteergebnisse und Ausblick

Die diesjährige Ernte war in Teilen des Landkreises Gießen überraschend gut, trotz schwerer Bedingungen. Peter Fay, ein örtlicher Landwirt, äußerte sich positiv über die Erträge auf den steinigen Böden, während andere in der Region mit Staunässe zu kämpfen hatten. Daniel Seipp, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, bestätigt die große Streuung der Erträge zwischen fünf und acht Tonnen pro Hektar, und weist darauf hin, dass feuchtes Wetter auch zu Pilzkrankheiten unter den Getreiden geführt hat.

In der Region wird überwiegend Winterweizen angebaut, der im Vergleich zu Sommerweizen ein höheres Ertragspotential aufweist. Doch jetzt beginnt die entscheidende Zeit für die Aussaat. Den jungen Pflanzen müssen Schutz vor Unkraut und Gräsern bieten, und im kommenden Frühjahr steht die Düngung an, um die Brotkörner mit dem notwendigen Eiweißgehalt zu versorgen. „Mindestens 11,5 Prozent Eiweißgehalt sind notwendig, sonst nehmen die Mühlen es nicht an“, betont Seipp.

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Brot ist eines der ältesten Nahrungsmittel und hat in Deutschland eine unglaubliche Vielfalt erreicht: Über 300 Brotsorten sind hierzulande erhältlich, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Die Bäckerinnung Gießen, die auf eine über 400-jährige Tradition zurückblickt, sieht sich jedoch zunehmend mit Nachwuchssorgen konfrontiert, trotz der Ausbildung von mehr als 15.000 Bäckergesellen in den letzten zehn Jahren.

Obwohl sich die gesellschaftlichen Bedingungen gewandelt haben, bleibt das Erntedankfest ein Anlass zur Besinnung und Dankbarkeit. Die engen Verbindungen zwischen Natur, Ernährung und Tradition werden auch mit vielfältigem Brauchtum gefeiert, wie die Erntekrone, die aus Halmen und Ähren gebunden wird. Solche Traditionen verdeutlichen auch heute noch, wie wichtig unsere Wurzeln im Bereich der Landwirtschaft und der Gemeinschaft sind.

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