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Spielstraße oder Rettungsweg? Fuldaer DRK kämpft um schnelle Hilfe

„In Fulda sorgt die Umwidmung der St.-Laurentius-Straße zur Spielstraße vor einer Rettungswache für großen Unmut beim DRK, da die reduzierte Geschwindigkeit die schnelle Reaktion bei zeitkritischen Einsätzen gefährdet.“

In Fulda sorgt ein Verkehrsumbau vor einer Rettungswache für erhebliche Kontroversen. Die St.-Laurentius-Straße ist seit etwa einem halben Jahr als Spielstraße ausgewiesen, was für die Anwohner eine angenehme Neuheit darstellt. Für das dort ansässige Deutsche Rote Kreuz (DRK) jedoch ist diese Regelung eine regelrechte Katastrophe. Unfall- und Notfallsituationen, bei denen jede Sekunde zählt, stehen jetzt in direkter Konkurrenz zu den neuen Verkehrsregeln.

Die Konsequenz der Umwidmung ist eine drastische Geschwindigkeitsbegrenzung auf nur sechs Stundenkilometer. Während diese Regel für den Alltagsverkehr gilt, glauben viele fälschlicherweise, dass Einsatzfahrzeuge hiervon ausgenommen sind. Heinz Peter Salentin, der Leiter des Rettungsdienstes des DRK Fulda, weist darauf hin, dass zwar Rettungsfahrer mit Blaulicht und Martinshorn schneller fahren dürfen, dies jedoch nur „in angemessener Weise“ geschehen darf. „Was jedoch angemessen bedeutet, ist unklar und hängt oft von der Auslegung jedes einzelnen Richters ab“, erklärt Salentin.

Rechtliche Grauzonen und deren Auswirkungen

In anderen Bundesländern, wie Bayern, gibt es eine klarere Regelung: Hier wird eine Überschreitung der Geschwindigkeit um 20 Prozent unter bestimmten Bedingungen akzeptiert. Der DRK-Funktionär bezieht sich auf persönliche Erfahrungen, die er gesammelt hat, als DRK-Fahrzeuge bei Einsätzen in angrenzenden Regionen von Blitzern ertappt wurden. In Hessen mag es ebenfalls Urteile geben, die eine Verdopplung der Geschwindigkeit erlauben, aber das bleibt bei einer Spielstraße auf maximal zwölf Stundenkilometer begrenzt. Bei Einsatzfahrten, wo jede Minute zählt, ist das unverzüglich problematisch.

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Die Problematik wird noch klarer, wenn man sieht, wie der Rettungsdienst in der Praxis arbeitet. Unmittelbar nach seinen Ausführungen über die Schwierigkeiten wird das DRK Fulda zu einem Einsatz gerufen, bei dem ein Auto mit der Rhönbahn kollidiert ist. Der Weg dorthin erfolgt im Schritttempo, was in Notfällen einen enormen Nachteil darstellen kann. Salentin sagt dazu: „Verstehen muss man das nicht.“ Um sich selbst abzusichern, haben die Fahrer daher gelernt, nicht schneller als die erlaubten sechs Kilometer pro Stunde zu fahren, um so Vorwürfen der Fahrlässigkeit im Notfall zu entgehen.

Besorgnis darüber äußert auch die lokale Politik, insbesondere der CWE-Stadtverband, der die Umwidmung als unüberlegt und nicht ausreichend koordiniert bezeichnet. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass die neue Regelung die Arbeit des Rettungsdienstes erheblich behindere, insbesondere bei kritischen medizinischen Notfällen, bei denen Zeit von höchster Bedeutung ist.

Der Magistrat von Fulda hat seine Sichtweise auf die Regelung eingereicht, wonach die Entscheidung auf den Beschlüssen zur Landesgartenschau basiere. Während die Stadt diese Maßnahme verteidigt, argumentiert der DRK-Vorstandsvorsitzende Christoph Schwab, dass die Schilder, die die Spielstraße markieren, erst in jüngster Zeit, konkret im Frühjahr dieses Jahres, aufgestellt wurden.

Ein weiterer Punkt der Kritik ist die Erreichbarkeit der Rettungswache selbst. Die Stadt hat eine neue Verbindung zur Sickelser Straße geschaffen, die jedoch langwieriger und komplexer ist. Allein um dorthin zu gelangen, müssen die Notfallfahrzeuge durch die Spielstraße manövrieren, was die Einsatzzeiten weiter verlängert.

Salentins Forderung nach mehr Sicherheit wird ebenfalls laut: „Wir brauchen bessere Sichtbarkeit unserer Ausfahrt.“ Aktuell bezieht sich diese auf ein statisches Schild, das zwar warnt, jedoch nicht aktiv auf die drohende Gefahr hinweist. Hier könnte eine blinkende Beleuchtung die Sicherheit stark erhöhen, besonders für Radfahrer, die oft mit hohem Tempo unterwegs sind. „Es gab bereits einige Beinahe-Unfälle“, sagt Salentin dazu und macht deutlich, dass die Kombination aus Spielstraße und Rettungsdienst eine gefährliche Lage darstellt.

Insgesamt werden jährlich rund 10.000 Einsätze vom Standort St.-Laurentius-Straße aus koordiniert, wobei etwa 70 Prozent davon zeitkritischer Natur sind. Die Herausforderungen, die sich aus der Einrichtung dieser Spielstraße ergeben, könnten also weitreichende Folgen für die notfallmedizinische Versorgung in Fulda haben.

– NAG

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