FULDA – Thorsten Waap, der neue Dekan des Kirchenkreises Fulda, hat seinen Wechsel von der protestantischen Hochburg Hersfeld-Rotenburg in die katholische Barockstadt vollzogen. Seit Mai dieses Jahres leitet er nun 24 Gemeinden, die einst 70.000 Gläubige zählten, die Zahl ist auf 40.000 gesunken. Waap bringt über 22 Jahre Erfahrung als Gemeindepfarrer mit, zuletzt als stellvertretender Dekan. Seine Entscheidung für Fulda war alles andere als leicht, denn die Unterschiede zwischen den beiden Regionen könnten größer nicht sein.
Ein neuer Weg in der Diaspora
In der Christuskirche, die 1896 erbaut wurde, feierten die Protestanten in Fulda erst seit 1803 wieder Gottesdienste. Waap erhielt zum Abschied ein Geschenk – ein Paket „Diasporal“ für Muskeln und Nerven. Doch seine wahre Herausforderung sieht er in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Sekularisierung. „Fulda ist phasenverschoben“, erklärt Waap, während er die drängenden Fragen der Individualisierung und des Mitgliederschwunds in der Kirche thematisiert. In Hessen leben bereits 42 Prozent der Menschen in Single-Haushalten. Waap plant innovative Formate, um Menschen anzusprechen und den Glauben lebendig zu halten, ohne die Tiefe des Glaubens zu verlieren.
Die finanzielle Situation der Kirche ist ebenso besorgniserregend. Auf der Landessynode in Hofgeismar wurde bekannt, dass ein Rückgang der Mitgliederzahl möglicherweise den Verzicht auf 30 Prozent der Kirchengebäude zur Folge haben könnte. In Fulda sieht Waap dies jedoch nicht so dramatisch, auch wenn er in drei Auswahlgesprächen seine Ideen zur finanziellen Transformation präsentieren musste. Er betont die Notwendigkeit, neue Geldquellen zu erschließen, etwa durch Fundraising und Fördervereine. „Die Kirche kann nicht mehr alles staatsanalog leisten“, sagt er entschlossen.
Der Verkehr umfließt die Christuskirche, und Waap beschreibt die Barockstadt als kulturell reichhaltig. „Was hier als Erstes auffällt: wie viel kulturell geboten wird. Ob Bonifatiusmusical oder Domplatzkonzerte, das kenne ich so aus keiner anderen Stadt dieser Größenordnung.“ Ein weiterer Höhepunkt seiner neuen Position war die Segnung eines Schwartenmagens, die er als einzigartig bezeichnet.