Die kürzlich installierte neue Haube des Schlossturms in Fulda sorgt für Aufregung und Verwirrung. Am Samstagvormittag wurde die „Stadtkrone“, die den Turm wieder historisch ansprechend krönen soll, mit einem Kran aufgesetzt. Die Sanierung des Schlossturms soll ihm die ursprüngliche Silhouette verleihen, die über die Jahrhunderte verloren gegangen war. Doch statt Freude über das neue Aussehen gibt es vor allem Zweifel und Kritik, die sich schnell über die sozialen Medien verbreiten.
Besonders im Internet wird der neue Anblick der Stahlkonstruktion belächelt. Viele Bürger finden, dass die neue Haube eher einem Oktopus oder der Symbolik einer fiktiven Verbrecherorganisation aus den James-Bond-Filmen ähnelt. Die Kommentare auf Facebook sind übersät mit humorvollen Vergleichen, wobei ein Nutzer sogar sagte, die Haube sehe aus wie ein Greifarm eines Automaten, der Kuscheltiere ausspuckt. Diese Art von Kommentaren zeigt, dass die Empfänglichkeit für die ursprüngliche Idee der Wiederherstellung in der Bevölkerung oft auf Unverständnis stößt.
Ästhetik oder Kitsch? Die Meinungen spalten sich
In sozialen Netzwerken wird das neue Design leidenschaftlich diskutiert. Ein Nutzer fordert, sich an den Barockstil zu halten, und andere Benutzer nennen die Haube den „hässlichsten Schlossturm Hessens“ oder beschreiben sie als „seltsames Monstrum“. Ein weiterer Kommentar besagt: „Wenn das zum Schlossturm passen soll, dann fress’ ich einen Besen.“ Es ist deutlich, dass die Meinungen über die neue Haube stark auseinandergehen und viele den Eindruck haben, dass ihre Ansichten nicht ausreichend in die Planung einflossen. Einige Bürger fühlen sich übergangen und empört darüber, dass Steuergelder für solch ein kontroverses Projekt ausgegeben wurden.
Ein Blick auf die Kosten zeigt, dass die Installation der Haube stolze 600.000 Euro gekostet hat, was vom Steuerzahlerbund kritisiert wurde. Im vergangenen Jahr wurde die Bauweise bereits als eine der unsinnigsten Ausgaben im sogenannten Schwarzbuch aufgeführt. Diese finanzielle Dimension wirft weitere Fragen auf und verstärkt die Diskussion über Prioritäten bei der Verwendung öffentlicher Gelder.
Die Mandatsträger der Stadtverordnetenversammlung hatten die Pläne zur wiederhergestellten Haube fast einstimmig genehmigt, wobei nur Ute Riebold von Die Partei öffentliche Kritik äußerte. Ihre Äußerungen über die Konstruktion als „nichtsnutzig“ fanden jedoch in der heutigen Meinungsbildung wenig Widerhall. Berichten zufolge haben sich bislang nur wenige Bürger positiv über die neue Haube geäußert, wobei einige auf eine optische Verbesserung hoffen, sobald das Baugerüst entfernt ist.
Stadtbaurat Daniel Schreiner hat sich bereits am Samstag zu den kritischen Stimmen geäußert. Er erkannte an, dass die Haube nicht für jeden von ästhetischem Wert ist, erklärte jedoch, dass die Intention hinter dem Design darin lag, die ursprünglichen Proportionen des Schlossturms wiederherzustellen. Aus Sicht der Stadtverwaltung waren die Reaktionen der Bürger überwiegend positiv, und viele „Daumen hoch“-Reaktionen bildeten sich in den sozialen Netzwerken.
Vergleich mit anderen Kunstobjekten
Für die Hanauer fand das Projekt eine breitere Akzeptanz, weil die Initiative aus der Bevölkerung kam. Auch die Finanzierung durch Spendengelder für die Kirche zeigt, wie wichtig der Rückhalt der Gemeinschaft für solche Vorhaben ist. In Fulda könnte die fehlende Einbindung der Bürger beim Schlossturm zu den negativen Reaktionen beigetragen haben.
Die Diskussion um die neue Haube des Schlossturms zeigt eindrücklich, wie unterschiedlich der Blick auf Kunst und Stadtgeschichte sein kann. Während einige Bürger ein bleibendes künstlerisches Werk in der städtischen Silhouette sehen, empfinden andere es als unnötige Verunstaltung. Der Dialog über Ästhetik und Bedeutung scheint tief verwurzelt, und wie sich die öffentliche Meinung in den kommenden Monaten entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
– NAG