Am 10. November 2024 fand die Gedenkfeier zum 86. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 in Fulda statt, jedoch nicht am gewohnten Ort. Wegen archäologischer Ausgrabungen am Synagogenplatz und des Schabbats wurde die Veranstaltung in den Museumshof verlegt. Rund 200 Teilnehmer versammelten sich, um den Opfern zu gedenken und die bewegende Geschichte der jüdischen Gemeinde in Fulda zu reflektieren.
Jutta Hamberger, die Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), stellte das neue Konzept der Gedenkfeier vor: „Weg vom Mahnen, hin zum Berühren.“ Diese Worte unterstrichen den Fokus auf Mitgefühl und die Menschen, die in Fulda aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nicht willkommen waren. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld erinnerte in seiner Ansprache an die schrecklichen Ereignisse der Pogromnacht, als die Synagoge in Flammen aufging und die Stadt versagte, jüdisches Leben zu schützen. Er zitierte Polizeiprotokolle, die die brutalen Übergriffe dokumentieren, und betonte die Notwendigkeit, die Geschichte lebendig zu halten.
Ein bewegendes Gedenken
Die Gedenkfeier war geprägt von emotionalen Momenten, darunter die Darbietung des Gedichts „A single hair“ von Herrmann Taube, das die Jugendlichen des Projekts „Jüdisches Leben in Fulda“ vortrugen. Dieses Gedicht, das während eines Besuchs im Konzentrationslager Auschwitz entdeckt wurde, ergriff die Anwesenden und erinnerte eindringlich an das Grauen der Shoah. Musikalisch wurde die Feier von Natalya Oldenburg und Karolina Birkstedt mit den „12 Jewish Songs“ des italienischen Komponisten Riccardo Joshua Moretti untermalt, was der Veranstaltung eine besondere Note verlieh.
Die Gedenkfeier endete mit Gebeten von Bischof Dr. Michael Gerber, Dekan Dr. Thorsten Waap und Roman Melamed, die für die Opfer der Shoah beteten und die Bedeutung des Gedenkens an die Vergangenheit hervorhoben. Unter den Anwesenden waren auch viele Mitglieder des Magistrats und Vertreter der jüdischen Gemeinde, die gemeinsam ein Zeichen für Toleranz und Respekt setzten. Ethan Bensinger, ein Nachfahre jüdischer Familien aus Fulda, drückte seine Dankbarkeit für den bewegenden Abend aus: „Was für ein bewegender Abend! Ich bin sehr froh, dass ich gekommen bin.“