Fulda (fp) – Die Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda hat jüngst ein innovatives Weiterbildungsprogramm für Unternehmen vorgestellt, das auf den akuten Fachkräftemangel reagiert. Die Problematik ist nicht neu, doch in Fulda und Osthessen zeigt sich die Dringlichkeit eindrücklich: Über 1600 offene Stellen sind derzeit zu besetzen, von denen 80 Prozent Fachpositionen sind. Gleichzeitig sind mehr als 4600 Menschen als arbeitssuchend bei der Agentur gemeldet, wobei 60 Prozent nicht über die erforderliche Qualifikation verfügen.
„Wir müssen unsere bestehenden Mitarbeiter schulen und qualifizieren“, betonte Katharina Henkel, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit. Eine der Maßnahmen sind die „Beschäftigtenqualifizierungen“, die es Unternehmen ermöglichen, interne Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen und so gezielt Personal an kritische Stellen zu verteilen. Besonders interessant ist für kleinere Betriebe, dass die Kosten für solche Weiterbildungen bis zu 100 Prozent und außerdem 75 Prozent der Löhne von der Agentur bezuschusst werden können. Dies eröffnet viele Chancen, die jedoch häufig unbekannt sind, wie Henkel anmerkt: „Die vielen Hilfsangebote sind für viele Firmen ein gut gehütetes Geheimnis.“
Erfolgsstory der KGM Kugelfabrik
Ein positives Beispiel dieser Initiative kommt aus der KGM Kugelfabrik in Fulda. Alexander Loraj, ein Mitarbeiter der Fabrik, kann nach erfolgreicher Absolvierung einer fünfmonatigen Weiterbildung nun als CNC-Fräser arbeiten, ein Berufsfeld, in dem akute Fachkräfte gebraucht werden. Wurden ihm zuvor Grenzen als gelernter Tischler gesetzt, kommentiert er nun stolz: „Das ist das Beste, was man machen kann.“ Während der Weiterbildung hatte er die Möglichkeit, die Bedienung von Computer Numeric Control (CNC)-Maschinen bequem von zu Hause aus zu erlernen, was besonders für den zweifachen Familienvater eine Erleichterung darstellte.
Die Fortbildung wurde mit Mitteln der WBS durchgeführt, die spezielle Programme anbieten. Loraj schildert, dass er mit Simulationssoftware am heimischen Laptop gearbeitet hat und so die Grundlagen des Programmierens und des Zusammensetzens von Maschinen erlernte. Auch seine Frau hat ihn darin bestärkt, diese Chance zu nutzen, was sich nun als großer Schritt in seiner Karriere herausgestellt hat.
Unternehmensvorteile und Zukunftsperspektiven
Doch nicht nur Loraj profitiert. Die KGM Kugelfabrik sieht in dieser Entwicklung auch eine Möglichkeit, offene Stellen effektiver zu besetzen. „Wir hatten bisher Schwierigkeiten, diesen kritischen Bereich zu füllen“, erklärt Personalleiter Frank Roth. Mit nur zwei Teilnehmern an der internen Weiterbildung, von denen einer absprang, kann die Fabrik nun auf den engagierten Loraj zählen. „Wir sind sehr froh, dass wir jemanden haben, der sich für seine neue Rolle begeistert“, so Roth weiter.
Stefan Steinmetz, der technische Geschäftsführer, bezeichnete Lorajs Erfolg als eine Erfolgsgeschichte und zeigt sich optimistisch, dass dieses Modell Schule machen könnte: „Wenn sich die Weiterbildungsangebote weiterhin so positiv entwickeln, werden wir ähnliche Programme auch in Zukunft fortführen.“ Darüber hinaus unterstrich Dr. Alexandra Pereira Martins von der WBS, dass die hohen Anforderungen an die Teilnehmer eine Herausforderung darstellen – und Loraj habe diese mit Bravour gemeistert. „Wir sind stolz, ein hohes Niveau zu halten und die Hemmschwelle zur Weiterbildung zu senken“, so Martins.
Die KGM Kugelfabrik ist somit nicht nur ein Beispiel für erfolgreiche Weiterbildung, sondern zeigt auch die Möglichkeiten auf, die in der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der Agentur für Arbeit liegen. Es bleibt abzuwarten, ob andere Firmen diesen erfolgreichen Weg nachahmen werden, ein notwendiger Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
Die gesamte Thematik beleuchtet die Notwendigkeit einer gemeinsamen Anstrengung von Unternehmen und staatlichen Institutionen, um die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt zu meistern. Weitere Informationen dazu können in einem Bericht auf www.osthessen-zeitung.de nachgelesen werden.