Ein schockierender Missbrauchsprozess entfaltet sich im Fuldaer Landgericht und zieht einer breiten Öffentlichkeit die Aufmerksamkeit auf sich. Der 43-jährige ehemalige Pfarrer aus Kalbach, der schwerwiegende Anschuldigungen bezüglich des Besitzes, der Herstellung und Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte gegen sich hat, hat am zweiten Prozesstag großteils die Vorwürfe eingeräumt. Besorgniserregend ist zudem, dass auf den sichergestellten Datenträgern Fotos von minderjährigen Kirchenmitgliedern gefunden wurden.
Am ersten Verhandlungstag ließ der Angeklagte durch seinen Verteidiger Axel Dohmann eine Erklärung verlesen, in der er sich über die Berichterstattung beschwerte. Er betonte, dass es nicht seine Verteidigungsstrategie sei, sich als Opfer darzustellen. Stattdessen erklärte er bereitwillig, er wolle die Verantwortung für seine Taten übernehmen und gab Einblicke in seine damalige Denkweise.
Angeklagter gibt Details zu seinen Taten preis
In seiner Erklärung informierte der Angeklagte über seine Aktivitäten auf bestimmten Internetplattformen. Er gab zu, dass er dort häufig mit Minderjährigen kommuniziert habe und beschrieb diese Interaktionen als ein „Geben und Nehmen“. Diese Art des Austausches umfasste sowohl Text- als auch Videochats, in denen auch sexuelle Inhalte eine Rolle spielten. „Es gab kaum erwachsene Frauen, die bereit waren, etwas Aufreizendes zu zeigen. So bin ich an Minderjährige geraten“, ließ der Angeklagte verlauten.
Die Auswertung von rund 493 Videos, die bei einer Durchsuchung seiner Wohnung sichergestellt wurden, warf weiteres Licht auf die Vorgehensweise des Angeklagten. Diese Videos beinhalten mutmaßliche Aufnahmen der sexuellen Interaktionen mit Minderjährigen, die heimlich gefilmt wurden. Der Polizeibeamte, der die Ermittlung führte, erklärte, dass der Angeklagte während der Chats in einfacher Sprache kommunizierte, was es ihm erleichterte, nicht als Erwachsener aufgefasst zu werden. Durch eine virtuelle Webkamera täuschte er vor, dass die eingespielten Inhalte live seien, um die Kinder dazu zu bewegen, sich ebenfalls zu zeigen.
Die Art und Weise, wie der Angeklagte vorging, zeigt ein systematisches und manipulatorisches Verhalten. In den ersten Monaten seines Vorgehens beschränkte er sich auf das Zeigen von Videos, bevor er selbst aktiv wurde und sich während der Interaktionen vor den Kamera zeigte. „Er hat die Minderjährigen nicht unter Druck gesetzt, sondern viele Fragen gestellt, um sie in die Richtung zu lenken, dass sie sich ausziehen“, erläuterte die Polizistin. Das zeigt, dass der Angeklagte ein geplantes Vorgehen verfolgte, um seine Taten zu begehen.
Die schwerwiegenden Vorwürfe
Insgesamt werden dem ehemaligen Pfarrer 71 Taten zur Last gelegt, die sich zwischen September 2021 und Juli 2022 ereignet haben. Dazu zählt nicht nur der Besitz von kinder- und jugendpornografischen Inhalten, sondern auch die gezielte Ansprache und Manipulation von Minderjährigen zu sexuellen Handlungen. Obwohl er zugab, technische Mittel wie das Darknet verwendet zu haben, wies er die Behauptung zurück, dass er tatsächlich Kontakt zu den Minderjährigen im physischen Raum hatte.
Ein auffälliger Fund während der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten war eine große Mülltüte im Kleiderschrank, die unter anderem Binden und ein Kondom enthielt. Der Angeklagte erklärte, dass diese Gegenstände im Zusammenhang mit einem Hämorrhoiden-Leiden standen, weshalb sie nicht sichergestellt wurden. Dies stellt sich als weiteren möglichen Beweis für eine bizarre Realität dar, die von dem ehemaligen Pfarrer gelebt wurde.
Besonders brisant war die Entdeckung mehrerer Screenshots, die WhatsApp-Profilbilder von jungen Kirchenmitgliedern darstellten. Die Ermittlerin konnte jedoch nicht klarstellen, wofür der Angeklagte diese Fotos gesammelt hatte, was zusätzliche Fragen aufwirft.
Angesichts der schweren Vorwürfe und der erschütternden Inhalte des Prozesses bleibt abzuwarten, wie die rechtlichen Konsequenzen für den ehemaligen Pfarrer aussehen werden. Das Gericht wird die Beweislage eingehend prüfen, während die Ermittlungen weiterhin andauern. Für mehr Informationen und einen detaillierten Überblick über diesen Fall besuchen Sie www.fuldaerzeitung.de.