In einer alarmierenden Wendung hat der Landesverband Pro Bahn in Hessen die Zustände im staatseigenen Konzern Deutsche Bahn als „katastrophal“ bezeichnet. Dies folgte auf ein unerwartetes Stillstehen des Bahnverkehrs auf der Hauptstrecke zwischen Gießen und Friedberg am frühen Samstagmorgen, verursacht durch die Nichterreichbarkeit des Stellwerks. Diese Situation führte dazu, dass Delegierte für ihre Anreise zur Versammlung in Darmstadt auf Autos umsteigen mussten, da ein Schienenersatzverkehr nicht rechtzeitig eingerichtet werden konnte.
Der Vorfall, der bereits ab 6 Uhr morgens stattfand, hat die Dringlichkeit der Forderung von Pro Bahn Hessen verdeutlicht, dass Politik und Verwaltung binnen kurzer Zeit aktiv werden müssen. Der Landesverband hat in einem einstimmigen Beschluss eine sofortige Intervention gefordert, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.
Kritik an der Stellwerksbesetzung
Eine verantwortliche Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte die Probleme mit dem Stellwerk Gießen, das aufgrund einer Krankmeldung kurzfristig nicht besetzt werden konnte. Trotz der Bemühungen, einen Ersatz zu organisieren, kam es zu Verzögerungen und weiteren Ausfällen im Verkehr. „Wir bilden kontinuierlich Personal aus, um die Stabilität der Stellwerksbesetzungen zu gewährleisten“, erklärte die Sprecherin. In Hessen seien momentan 450 neue Mitarbeitende im Einsatz, die sukzessive in die Stellwerke integriert werden sollten.
Dennoch zeigt sich der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) besorgt über die anhaltenden Ausfälle. Ende September betrug der Anteil der ausgefallenen Fahrten bereits 22 Prozent, was eine deutliche Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren darstellt. Fahrgäste berichten, dass ausgedünnte Fahrpläne zur Regel geworden sind. Die unklare Informationslage zu Ausfällen – manchmal werden Krankmeldungen als Ursachen angegeben, dann wieder technische Probleme – trägt dazu bei, dass das Vertrauen der Reisenden weiter sinkt.
Management unter Beschuss
In der hitzigen Diskussion forderte Pro Bahn Hessen eine sofortige Absetzung des Managements, da es nicht nur versäumt habe, die Situation zu verbessern, sondern die Öffentlichkeit durch „Schönrederei“ über die zunehmend kritische Lage getäuscht wurde. Der Landesverband kritisierte die Äußerungen von DB-Konzernbevollmächtigtem Klaus Vornhusen als „Sonntagsreden“, die keine konstruktiven Lösungen präsentieren würden. Stattdessen sollten in einer Art Notfallmanagement Beschäftigte des höheren Dienstes abgezogen und zur Verbesserung der Situation im Unternehmen eingesetzt werden. Dabei richtete sich die Kritik gezielt gegen die Verwaltung und nicht gegen die operativen Mitarbeiter, wie Lokführer:innen, die täglich einen hohen Dienst verrichten.
Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die immer prekärere Lage im deutschen Bahnverkehr und zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Pro Bahn Hessen wird die Situation in den kommenden Tagen weiter beobachten und Schritte unternehmen, um die geforderten Änderungen durchzusetzen.