In Frankfurt, am Montag, wurde das Neue Gymnasium offiziell eingeweiht – ein Ereignis, das sowohl Begeisterung als auch Unsicherheiten auslöste. Anlässlich der Einschulungsfeier fanden sich Schüler, Eltern und Lehrer im Saalbau Schönhof ein, da die Schule selbst noch nicht für solche Veranstaltungen bereit war. Das Neue Gymnasium wird vorübergehend in Containern unterrichtet, während der Umzug in das künftige Schulgebäude geplant ist. Ein wichtiger Meilenstein in der Bildungslandschaft Frankfurts steht nun bevor.
Die Feier war geprägt von einer herzlichen, jedoch leicht angespannten Atmosphäre. Da es sich um die erste Einschulung der neuen Schule handelte, gab es keinerlei bereits bestehende Schulgemeinde. Eltern mussten improvisieren, um für einen festlichen Rahmen zu sorgen. Schülerinnen und Schüler der Musterschule unterstützten das Event, trugen Lieder vor und sorgten für Stimmung. Ein Liedtext aus „Que sera, sera“ schien die Stimmung treffend zu umschreiben, denn was die Zukunft bringen wird, bleibt ungewiss.
Aufbruchstimmung bei Eltern und Schülern
Für die Familien, deren Kinder neu in die Schule eintreten, sind die Gefühle gemischt. Theodora Bellou etwa, deren Tochter Zoe auf Anweisung der Schulbehörde zugewiesen wurde, äußerte ihre Unsicherheit. „Wir schauen mal und hoffen das Beste,“ sagte sie. Es ist wohl eine gängige Praxis, dass bei neuen Schulen viele Kinder automatisch zugewiesen werden, was in diesem Fall etwa 80 Prozent ausmacht. Eltern sind nun gefordert, sich aktiv einzubringen, um die neue Schulumgebung mitzugestalten.
Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) betonte in ihrer Ansprache, dass die neuen Schüler „Pioniere“ sind und die Möglichkeit haben, aktiv an der Schulgestaltung mitzuwirken. „Begreifen Sie das als Chance“, ermutigte sie die Anwesenden. Historisch gesehen hat Frankfurt bereits viele neue Schulen gegründet und kennt die Herausforderungen zu Beginn eines solchen Vorhabens. Die Chancen auf Erfolg seien jedoch hoch, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.
Modernes Lernen in neuen Räumen
Das Neue Gymnasium wird seinen Platz in der ehemaligen Neuen Börse am Industriehof beziehen. Momentan nutzen die Schüler Container, bis im kommenden Jahr die erste Etappe des neuen Schulanbaus fertiggestellt ist. Bis 2026 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein; die gesamte Miete für das Gebäude beläuft sich auf 13 Millionen Euro jährlich. Die Cells Group, der Vermieter, übernimmt die Kosten für die Renovierung. Der Bau wird Platz für bis zu 1700 Schüler bieten, wobei zwei Gymnasien den Komplex nutzen werden.
Das pädagogische Konzept des Neuen Gymnasiums zielt darauf ab, die individuellen Stärken der Schüler zu fördern. Melitta Luta, die Leiterin der Planungsgruppe, erklärte, dass der Fokus nicht nur auf Wissensvermittlung liegt, sondern auch auf der persönlichen Entwicklung der Kinder. „Das Gleichschrittlernen funktioniert meistens nicht so gut“, so Luta. Umso wichtiger sei es, dass Schüler auch Zeiten für selbstorganisiertes Lernen erhalten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den MINT-Fächern und sozialen Engagements, die als Schlüssel für die zukünftigen Herausforderungen betrachtet werden.
Im Gespräch mit Lehrern zeigte sich die Begeisterung für das neue Lehrkonzept. John-Luke Ingleson, einer der 14 Lehrer, erklärte: „Wir sind alle innovativ und freuen uns darauf, ein gymnasiales Konzept aufzubauen, das auf moderne Lernmethoden setzt.“ Diese Ideen scheinen auch bei den Eltern Anklang zu finden, wie das Beispiel von Ursula Kocabas zeigt, deren Tochter Frida ebenfalls zugewiesen wurde. Nach anfänglicher Skepsis über den langen Schulweg zeigt sich die Familie optimistisch über die anstehenden Veränderungen.
Mit einem Lächeln berichtet Müslüm Yorulmaz von den neuen Klassenzimmern, die er als „nagelneu“ bezeichnet. „Wir wissen nicht, was kommt,“ sagt er, “aber wir warten mal ab.“ Die Neugier und das Warten auf die künftige Entwicklung scheinen das Gefühl vieler Beteiligter zu sein. Das Neue Gymnasium steht am Beginn eines Abenteuers, das in den kommenden Jahren weitere spannende Wendungen verspricht.
Ein neuer Anfang im Bildungssektor
Die Eröffnung des Neuen Gymnasiums ist nicht nur ein bedeutender Schritt für die betroffenen Schüler und deren Familien, sondern auch ein wichtiger Teil der Bildungspolitik in Frankfurt. Die Stadt ist bestrebt, die Schullandschaft zu modernisieren und auf die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft einzugehen. Bildungseinrichtungen wie das Neue Gymnasium spielen eine entscheidende Rolle dabei, junge Menschen auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, insbesondere in Bereichen wie Wissenschaft und Nachhaltigkeit.
Das Bildungssystem in Hessen hat in den letzten Jahren einige Umstrukturierungen durchgemacht, um dem steigenden Bedarf an Schulplätzen gerecht zu werden. Im Jahr 2023 gab es in Deutschland einen sogenannten „Schulentwicklungsbericht“, der die aktuelle Situation an Schulen in Hessen analysierte. Dieser Bericht zeigt, dass der Zuwachs an Schüler:innen vor allem in städtischen Gebieten, wie Frankfurt, hinderlich sein kann, da die Kapazitäten oft nicht mit dem schnellen Wachstum Schritt halten können. Der Zustrom an neuen Schüler:innen erfordert kreative Lösungen, wie die Eröffnung neuer Schulen oder die Errichtung von Containeranlagen als Übergangslösungen. Laut dem Institut für Bildungsforschung in Hessen ist die Anzahl der Schüler:innen in Hessen von 2010 bis 2020 um mehr als 10 Prozent gestiegen.
Schulbau und Finanzierung
Die Finanzierung von Schulen ist ein zentrales Thema in der Bildungspolitik. In Hessen wird die Sanierung und der Neubau von Schulen durch das „Hessische Schulbauprogramm“ gefördert. Während die Miete für die neu entstehende Schulanlage bereits festgelegt wurde, ist die Finanzierung des Umbaus eine Herausforderung. Der Vermieter, die Cells Group, übernimmt die Umbaukosten, was entlastend für das Land Hessen ist. Nach Angaben des Bildungsministeriums von Hessen soll bis 2025 insgesamt eine Milliarde Euro in die Schulbauten investiert werden. Dies soll nicht nur neue Räumlichkeiten schaffen, sondern auch bestehende Schulen sanieren, um einen zeitgemäßen Bildungsstandard zu gewährleisten.
Ein weiterer Aspekt ist die Rolle der Eltern und der Schulgemeinde beim Aufbau neuer Schulen. Die Einbindung von Eltern als aktive Mitgestalter wird in diesem Kontext oft hervorgehoben. Bildungsdezernentin Sylvia Weber betont, wie wichtig es ist, dass Familien die Möglichkeit haben, ihre Vorstellungen und Wünsche einzubringen. Dies fördert nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern kann auch zu einer höheren Akzeptanz neuer Schulkonzepte führen. Zahlreiche Initiativen in Hessen versuchen, die Eltern aktiv einzubinden, um ein Gefühl der Zugehörigkeit und Identifikation mit der neuen Schule zu schaffen.
– NAG