In Frankfurt hat ein historischer Schritt für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stattgefunden. Christiane Tietz, eine angesehene Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich, wurde zur neuen Kirchenpräsidentin gewählt. Bei der Wahl am Samstag konnte sie im ersten Wahlgang 82 von 119 Stimmen der Kirchensynodalen für sich gewinnen. Die Amtszeit von Tietz beginnt Anfang des kommenden Jahres und wird voraussichtlich acht Jahre dauern.
Die Wahl von Christiane Tietz ist bemerkenswert, da sie als erste Frau diese bedeutende Position innerhalb der EKHN einnimmt. Ihr Amtsantritt markiert einen Wendepunkt und könnte neue Impulse für die Kirche bringen, die in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen hatte. Tietz betonte ihre tief empfundene Verbindung zur EKHN, indem sie während ihrer Vorstellungsrede erklärte, dass die letzten Monate für sie wie eine „Liebeserklärung“ an die Kirche gewesen seien. Mit bemerkenswerter Offenheit sprach sie über die Erschöpfung, Spannungen und ungelösten Fragen, die die Gemeinde derzeit beschäftigen.
Fokussierung auf Kinder und Familien
Ein zentrales Anliegen der neuen Präsidentin ist es, Formate zu stärken, die Kinder und Familien ansprechen. In einer Zeit, in der viele Familien mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert sind, will Tietz sicherstellen, dass die Kirche als ein Ort der Unterstützung und Gemeinschaft fungiert. Dies könnte ein entscheidender Schritt sein, um die jüngere Generation wieder näher an die Institution Kirche zu binden und die Gemeinschaft zu revitalisieren.
Tietz hob hervor, dass die aktuelle Situation innerhalb der EKHN nicht durch Schönrederei gelöst werden kann, sondern dass es wichtig sei, die Defizite der Kirche aktiv anzugehen. Ihre Leidenschaft und ihr Engagement dafür, die Kirche zu gestalten und weiterzuentwickeln, zeigen sich in ihren Aussagen zur Notwendigkeit von Reformen und einer offenen Diskussionskultur innerhalb der Gemeinschaft.
Die Wahlen und der anstehende Wechsel in der Kirchenführung fallen in eine Zeit, in der viele kirchliche Institutionen in Deutschland vor dem Rückgang der Mitgliederzahlen und schwindender Relevanz stehen. Die EKHN ist hier keine Ausnahme und sucht nach neuen Wegen, um den Anschluss an die Gesellschaft zu halten und echte, relevante Angebote zu schaffen.
Tietz trifft als Kirchenpräsidentin auf eine vielfältige und inspirierende Gemeinschaft. Ihr Wissen aus der akademischen Welt und ihre praktische Erfahrung könnten wertvolle Ressourcen für die EKHN sein. Das Engagement für eine inklusive Kirche, die unterschiedliche Stimmen und Erfahrungen anerkennt, ist ein weiteres Ziel, das sie sich vorgenommen hat.
Mit Tietz an der Spitze der EKHN eröffnen sich Potenziale für Innovation und Erneuerung. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau steht nun vor der Herausforderung, diese positive Energie zu nutzen und die Weichen für eine zukunftsorientierte Ausrichtung zu stellen. Das volle Potenzial ihrer Ideen wird sich im Laufe ihrer Amtszeit zeigen, vor allem wenn es darum geht, neue gesellschaftliche Entwicklungen und Bedürfnisse kreativ in die kirchliche Praxis zu integrieren.
Für weitere Informationen und Details zu den älteren Wahlen und zur aktuellen Lage innerhalb der EKHN, sehen Sie die aktuelle Berichterstattung auf www.rhein-zeitung.de.