In einer bemerkenswerten Initiative veranstaltet die Goethe-Universität in Frankfurt von September 2024 bis Februar 2025 eine Reihe von Vortragsabenden, die sich intensiv mit den Einflüssen der Ökonomisierung auf das Bildungssystem auseinandersetzen. Die Veranstaltungsreihe wird von der Arbeitsgruppe gegen die Ökonomisierung der Bildung innerhalb der GEW Hessen sowie der Betriebsgruppe der GEW an der Goethe-Universität organisiert und findet im Seminarhaus auf dem Campus Westend statt.
Bildung unterliegt in den letzten Jahrzehnten einer drastischen Transformation, die vor allem durch neoliberale Politiken geprägt ist. Die Vortragsreihe hat sich zum Ziel gesetzt, die damit verbundenen Herausforderungen und kritischen Aspekte aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der fortschreitenden Technisierung des Lehrprozesses, die nicht nur die Digitalisierung des Unterrichts umfasst, sondern auch die Individualisierung der Lernwege verstärkt. In der aktuellen Bildungspolitik wird der Mensch zunehmend als „Homo Oeconomicus“ wahrgenommen, dessen Wert allein auf wirtschaftlichen Aspekten basiert – eine alarmierende Entwicklung, die die Bildung und die Erziehung auf ein rein funktionales Niveau reduziert.
Pädagogische Beziehungen in Gefahr
Besonders besorgniserregend ist die Beobachtung, dass durch diese Entwicklung die nötige Resonanz, das heißt, das tiefergehende Verständnis und die emotionale Verbindung zwischen Lehrenden und Lernenden, aufs Spiel gesetzt wird. Kinder, die bereits im Vorschulalter in stark technologisierten Lernumgebungen angesiedelt sind, erfahren oft eine Entfremdung, die den Erwerb sozialer und emotionaler Kompetenzen beeinträchtigt. Diese Situation hat weitreichende Folgen für die psychische und physische Gesundheit der Betroffenen.
Des Weiteren wird der Gemeinschaftsgeist und die Fähigkeit zur Empathie durch die vorherrschenden Rahmenbedingungen mehr und mehr zugunsten eines individualisierten und ökonomisierten Ansatzes marginalisiert. In einem Berufsfeld, das maßgeblich auf zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen ist, wird Solidarität zu einem Fremdwort. Dieser Zustand ist nicht nur für die Lehrkräfte belastend, sondern hat auch Auswirkungen auf die Kinder und Jugendlichen, die in dieses System eingebettet sind. Die an sie herangetragene Erwartung, sich an ein stark ökonomisiertes System anzupassen, verschärft die angesprochenen Probleme erheblich.
In einer Zeit, in der die Bildung entscheidend für die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung ist, stellt sich die Frage, wie dieser Wandel umgekehrt werden kann. Die Veranstaltungsreihe an der Goethe-Universität soll dabei helfen, diesen Diskurs zu fördern und den öffentlichen Raum für kritische Reflexionen zu öffnen. Mit Unterstützung des AStA der Universität und der verschiedenen GEW-Verbände in Hessen wird ein Forum geschaffen, das die Ursachen und Auswirkungen der ökonomisierten Bildungspolitik thematisiert und die Teilnehmer dazu anregt, alternative Ansätze zu diskutieren.
Die ersten Veranstaltungen bieten Gelegenheit, die Perspektive auf Bildung grundlegend zu überdenken und den zentralen Platz von Empathie sowie Gemeinschaft in der Bildung zu stärken. Weitere Informationen zu den Terminen der Vortragsreihe sind über die Webseite erhältlich. Hier können Interessierte erfahren, wie sie aktiv an der Diskussion teilnehmen können.
Um mehr über die Hintergründe und weitere Details zu erfahren, die diese entscheidenden Themen behandeln, lesen Sie den Artikel auf asta-frankfurt.de.