. Language: German. Title: „““Hessen: Hessischer Gründerpreis: Mit Outdoor-Sauger gegen Zigarettenstummel“““ Given Information: „““
Stand: 01.11.2024 15:05 Uhr
Victor Fischer aus Bad Soden hat einen Outdoor-Sauger erfunden, der Kleinstmüll wie Zigarettenstummel beseitigt. Für sein Start-up ist er für den Hessischen Gründerpreis nominiert. Ebenso wie Studierende aus Friedberg für eine innovative Einlegesohle.
Unter den Parkbänken und um die Mülleimer im alten Kurpark in Bad Soden (Main-Taunus) liegen Zigarettenstummel. Ein Fall für Victor Fischer. Er schaltet seinen Outdoor-Staubsauger ein – und weg sind sie. Seine Erfindung, die CityBee, hat den Kleinstmüll knatternd verschluckt.
Mit seinem patentierten Outdoor-Staubsauger konkurrieren Fischer und seine Firma Cleenr mit anderen Start-ups um den Hessischen Gründerpreis. Sie sind einer von zwölf Finalisten. Die Entscheidung fällt an diesem Freitagabend.
Hessischer Gründerpreis
Zwölf Start-ups sind die Finalisten beim Wettbewerb Hessischer Gründerpreis. Der Preis wird seit 2003 in vier Kategorien verliehen: Gründung aus der Hochschule, Gesellschaftliche Wirkung, Innovative Geschäftsidee und Zukunftsfähige Nachfolge.
Mit der CityBee will Fischer städtischen Arbeitern künftig die Arbeit erleichtern – ob zwischen Pflastersteinen, auf Spielplätzen, in Fußgängerzonen oder eben in Parkanlagen. „Da gab es bisher nur die Greifzange. Und jeder, der schon mal so eine Greifzange in der Hand hatte, weiß, dass das eine Strafarbeit ist“, sagt der Gründer. Kehrmaschinen wiederum könnten schwer zugängliche Stellen nicht erreichen.
„Ich habe damals Cleenr gegründet, weil ich unbedingt etwas machen wollte gegen die Müllflut, die wir in den Städten sehen.“ Viel von diesem städtischen Kleinstmüll lande ungefiltert in den Gewässern, Flüssen und dann irgendwann mal im Meer. Bald gebe es mehr Plastik als Fische in den Ozeanen, befürchtet der zweifache Vater.
In 250 Orten im Einsatz
Im Gegenteil zu Laubbläsern, die viel Lärm machen und das Eingesaugte schreddern, funktioniert die CityBee ohne hohen Unterdruck. Das bedeutet, dass nur Gegenstände, die leicht sind und eine Oberfläche haben, eingesaugt werden – Steinchen dagegen nicht. Von Zigarettenstummeln zum Beispiel finden sich jede Menge auf dem Boden. „Jedes Jahr landen Milliarden Kippen auf dem Boden“, sagt Fischer.
Victor Fischer mit seinem Outdoor-Staubsauger CityBee.
Das Gerät, das rund 700 Euro kostet, wird nach Angaben von Cleenr bereits in mehr als 250 Städten und Kommunen eingesetzt – unter anderem in Bad Homburg, Friedberg und in Frankfurt mit einer speziellen Truppe Clean FFM.
In Frankfurt kommt der Outdoor-Sauger auch am Flughafen zum Einsatz. Derzeit gibt es rund 1.000 dieser Outdoor-Staubsauger.
Experte: „Gründerpreis schafft Bühne“
Start-ups, die noch relativ klein sind, brauchen Aufmerksamkeit. Dafür ist eine Auszeichnung wie der Hessische Gründerpreis wichtig, wie Florian Nöll von der Unternehmensberatung PwC sagt: „Das schafft eine Bühne für die Gründerinnen und Gründer.“ Eine Erfolgsgarantie gebe es zwar nicht. Es könne aber helfen, neue Kundinnen und Kunden schneller zu treffen.
Hessen steht laut Nöll nach dem deutschen Start-up-Monitor etwas schlechter da als andere Bundesländer. „Es gibt offensichtlich zu wenige Veranstaltungen, zu wenige Netzwerke, möglicherweise zu wenige Investorenclubs“, wie Nöll aus der Befragung von Unternehmen schließt.
Es gebe aber auch viele Unterstützungsangebote, etwa in Form von Finanzierungshilfen oder Bürgschaften durch die Landesbanken. „In Frankfurt haben wir das Tech-Quartier“, so Nöll. Und in Kassel gebe es zum Beispiel den Nordhessen-Accelerator: „Mittelständische Unternehmer haben sich dort zusammengeschlossen, um ein Angebot für Start-ups zu schaffen.“
Studenten für GPS-Einlegesohle nominiert
Auf Unterstützung hoffen auch drei Studierende der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg. Emily Schmidt, Vincent Dern und Schlemun Danho haben eine Einlegesohle mit integrierten GPS- und Sturzsensoren für Menschen mit Demenz entwickelt. Mit dem Produkt Clever Sole hat das Trio es ebenso ins Finale des Gründerpreis-Wettbewerbs geschafft.
„Mit Clever Sole beabsichtigen wir, Menschen mit Demenz wieder mehr Autonomie zu geben, ihre Sicherheit zu erhöhen und letzten Endes natürlich auch das Pflegepersonal zu entlasten“, sagt Emily Schmidt. Eine Software, die mit der smarten Sohle verbunden ist, zeigt an, wo sich von Demenz betroffene Patienten aufhalten. Damit könnten sichere Bereiche definiert werden.
Lösungen gegen den Pflegenotstand
Die Studierenden verweisen auf den Pflegenotstand. „Wenn wir nicht endlich anfangen, Lösungen dafür zu finden und das Pflegepersonal zu entlasten, wird unser Pflegesystem, so wie es aktuell ist, das zukünftig nicht weitertragen können“, sagt Schmidt, deren Mutter Altenpflegerin ist.
Mit dem Gründerpreis bekämen sie und ihre Mitstudenten die Chance, das Thema Demenz sichtbarer zu machen. Das Krankheitsbild solle kein Tabuthema mehr sein.
Gegründet haben die angehenden Wirtschaftsingenieure aus Friedberg allerdings noch kein Start-up für Herstellung und Vertrieb der Clever Sole. Im Dezember sollen nochmal Tests in einem Pflegeheim erfolgen.
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