Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wurde ein neues Jugendwort des Jahres auserkoren: "Aura". Das Wort hat sich in einer Online-Abstimmung gegen den stärkeren Mitbewerber "Talahon" durchgesetzt. Der Langenscheidt Verlag gab am Samstag bekannt, dass es dem Begriff die meisten Stimmen einbrachte. "Aura" bezieht sich auf den Eindruck, den eine Person auf andere ausübt, und wird in einem oft lustigen Kontext verwendet. Ein beliebter Einsatz des Begriffs könnte lauten: "Ich dachte, es gibt keine Stufe mehr und bin gestolpert – minus 50 Aura!"
Das zweitplatzierte Wort "Talahon" steht jedoch in der Kritik. Es wird oft missverstanden und hat eine umstrittene Bedeutung, die junge Männer mit arabischem Migrationshintergrund beschreibt. Dabei gibt es unterschiedliche Sichtweisen: Während einige es als Selbstbezeichnung verstehen, empfinden andere es als abwertend. Der Verlag hat die Debatte in sozialen Medien verfolgt und kam zu dem Schluss, dass zur Zeit der Abstimmung keine eindeutigen negativen Konnotationen vorlagen.
"Talahon" wurde kontrovers diskutiert
Besonders interessant ist die Herkunft des Begriffs "Talahon", der aus dem Arabischen stammt und "Komm her" bedeutet. Diese Geschichte zeigt, wie Sprache sich im Laufe der Zeit wandeln kann und wie wichtige kulturelle Kontexte verloren gehen können.
Der dritte Platz ging an das Wort "Schere", das aus der Welt der Videospiele stammt und ein Schuldeingeständnis beschreibt. Man könnte beispielsweise sagen: "Gestern Fortnite gespielt, aber musste die Schere heben." Diese Herkunft bezeugt, wie tief die Jugendsprache mit modernen Medien verknüpft ist und welche Bedeutung sie für die Ausdrucksweise der jungen Generation hat.
Seit 2020 dürfen nun Jugendliche zwischen elf und 20 Jahren über das Jugendwort des Jahres abstimmen und bringen dabei ihre eigenen Vorschläge ein. Früher wurde das Wort von einer Jury herausgesucht. Dies gibt den Jugendlichen eine Stimme und zeigt, wie aktiv ihre Sprache in der heutigen Gesellschaft ist.
Interessanterweise ist der Begriff "Aura", der zuvor wenig im Alltag verwendet wurde, inzwischen auch im Sport populär geworden. Ein Beispiel dafür ist ein Artikel, in dem es heißt: "Solutions Are Expensive. An Aura Is Priceless", eine Anspielung auf den holländischen Fußballer Virgil Van Dijk. "Aura" hat sich somit zu einem geflügelten Wort entwickelt und spiegelt die Dynamik der Jugendsprache wider.
Die Bekanntgabe des Jugendworts des Jahres fand in einer sehr öffentlichen Atmosphäre auf der Frankfurter Buchmesse statt, die auch in den Vorjahren viele Besucher anzog. Im letzten Jahr war "goofy" als Titelworte gewählt worden, was beschreibt, wie tollpatschig und albern sich jemand verhalten kann.
Der Langenscheidt Verlag zeigt sich erfreut über die lebendige Entwicklung der Jugendsprache und der Wahl des neuen Jugendwortes. "Wir erleben erneut, wie lebendig Jugendsprache ist", so Nikolas Hoenig vom Verlag, der auch auf die Vielzahl von Einflüssen und Nutzungssituationen hinwies, die Diskussionen anregen.
Insgesamt sind die Wahl und die damit verbundenen Diskussionen ein interessanter Blick in die Sprachentwicklungen der heutigen Jugend.
Alle Jugendwörter seit 2008:
- 2023: goofy - tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise
- 2022: Smash - mit jemandem etwas anfangen
- 2021: cringe - peinlich, zum Fremdschämen
- 2020: lost - ahnungslos, verwirrt
- 2019: kein Jugendwort
- 2018: Ehrenmann/Ehrenfrau - guter Mensch
- 2017: I bims - Ich bin's
- 2016: fly sein - besonders abgehen
- 2015: Smombie - Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie
- 2014: läuft bei dir - Gut gemacht! Du hast es drauf! Cool!
- 2013: Babo - Boss, Chef:in
- 2012: YOLO - You only live once
- 2011: Swag - Coolheit, Lässigkeit
- 2010: Niveaulimbo - sinnlose Gespräche, bei denen das Niveau stetig sinkt
- 2009: hartzen - (sinnlos) herumhängen
- 2008: Gammelfleischparty - Ü-30-Party
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