Der scheidende Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, blickt auf eine bewegte Amtszeit zurück. Seit seiner Wahl im Jahr 2008, die er am 1. Januar 2009 antrat, prägte Jung die Kirche in turbulenten Zeiten. Nach 16 Jahren an der Spitze endet seine zweite Amtszeit am 31. Dezember 2024. In den letzten Wochen standen zahlreiche Abschiedsveranstaltungen auf dem Programm, doch die letzten Tage waren durch einen Skandal belastet. Ein "antikolonialer Weihnachtsmarkt" in Darmstadt entblößte israelfeindliche Symbole, was zu einem sofortigen Verbot für den besagten Pfarrer führte und die Kirchenleitung dazu veranlasste, Strafanzeige wegen Volksverhetzung zu erstatten, eine seltene Wendung in Jungs Amtszeit, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete.
Krisen und Erfolge in 16 Jahren
Jung, geboren 1960 in Schlitz, hat sich in seiner Amtszeit mit zahlreichen Herausforderungen auseinandergesetzt. Von der Finanzkrise über die Naturkatastrophe von Fukushima bis hin zur Corona-Pandemie – jede dieser Krisen stellte für die Kirche eine Bewährungsprobe dar. Insbesondere die Corona-Pandemie erwies sich als größte Herausforderung. Weihnachtsgottesdienste mussten unter freiem Himmel abgehalten werden. Jung verteidigt die Entscheidung, auf persönliche Gottesdienste zu verzichten, um Menschenleben zu schützen. "Ich halte es nach wie vor für richtig", erklärte er im Rückblick. Die Kirche habe sich im Umgang mit der Pandemie nicht laut genug geäußert, was er als Mangel ansieht, aber die Priorität lag stets beim Schutz der Gemeindemitglieder.
Besonders bedeutsam war auch die Entwicklung in der Haltung der EKHN zu sexueller Vielfalt und der Eingehung gleichgeschlechtlicher Ehen. Unter Jungs Führung wurde ein Schuldbekenntnis der Kirche gegenüber queeren Menschen verabschiedet, um jahrzehntelanges Leid anzuerkennen. Diese Stellungnahme war nur ein Teil seines Engagements innerhalb der Kirche, die bis heute mit einem Mitgliederschwund von über 400.000 konfrontiert ist. Viele Kritiker werfen der Kirche vor, an Relevanz zu verlieren, während Jung betont, dass die Veränderungen notwendig sind, um den Glauben in einer sich verändernden Gesellschaft wachzuhalten.
Am 26. Januar 2025 findet schließlich die offizielle Amtsübergabe an sein Nachfolgerin Christiane Tietz statt. Während seines Abschieds spürt Jung Wehmut, aber auch Erleichterung, endlich Platz für neue Ideen zu schaffen.
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