In Hessen herrscht Alarmstimmung unter den Feuerwehren: Während die Berufsfeuerwehr Frankfurt in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, stehen die Rettungskräfte landesweit vor einem beunruhigenden Nachwuchsproblem. Trotz der wachsenden Wichtigkeit und der hohen Verantwortung der Feuerwehrberufe fehlt es an jungen Menschen, die diesen Dienst übernehmen wollen.
Über 2.000 Beamte sind derzeit in den sieben Berufsfeuerwehren des Landes aktiv, darunter Frankfurt, Wiesbaden und Kassel. Doch die Herausforderung ist groß, denn wie Hendrik Frese, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren in Hessen, erklärte: „Der Stellenbedarf ist deutlich höher als das, was der Markt hergibt.“ Diese Situation wird durch den demografischen Wandel und die Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, noch verschärft.
Ausbildung und Verdienst
Um Feuerwehrmann oder -frau zu werden, müssen die Anwärter bereits einen anderen Beruf erlernt oder ein Studium absolviert haben. Diese Anforderung könnte viele potenzielle Bewerber abschrecken, da die Löhne im mittleren Dienst vergleichbar mit einem Gesellengehalt in der Industrie sind. Dagegen bietet die Stadt Frankfurt eine Werksfeuerwehrausbildung für Schulabgänger an, wodurch frischer Wind in die Reihen der Brandbekämpfer kommen könnte.
Die Ausbildung für den gehobenen und höheren Dienst ist ebenfalls herausfordernd. Anwärter, die bereits ein technisches Studium abgeschlossen haben, beginnen ein Referendariat. Dort erhalten sie ein Netto-Gehalt von 1.100 bis 1.200 Euro, was im Vergleich zur privaten Wirtschaft als unattraktiv erscheint. Daher wird es zunehmend schwierig, geeignete Fachkräfte zu gewinnen, die auch mit einer höheren Vergütung lockend in der Privatwirtschaft einsteigen könnten. Frese weist darauf hin: „Wir haben Probleme, die Stellen zu besetzen.“
Für die Berufsfeuerwehren bedeutet dies, dass sie nicht nur mehr Personal dringend benötigen, sondern auch Strategien entwickeln müssen, um neue Rekruten anzuziehen.
Attraktivität des Berufs steigern
Um den Beruf der Feuerwehr attraktiver zu gestalten, ziehen Experten Sonderzuschläge für Anwärter in Betracht. Ein Bonus von 70 bis 100 Prozent auf das Grundgehalt wäre wünschenswert, um den Lebensunterhalt für junge Menschen finanzierbar zu machen. „Man muss in der Regel noch bei den Eltern wohnen oder in einer WG“, kritisiert Frese die aktuelle Situation.
Zusätzlich könnte die Wiederherstellung einer Zulage für Feuerwehrleute in Ballungsräumen helfen, die es in der Vergangenheit gab. Angesichts kurzer Reaktionszeiten, die bei einem Einsatz entscheidend sind, könnte ein solcher Zuschlag dazu führen, dass Einsatzkräfte nicht allzu weit von ihrem Arbeitsort entfernt wohnen müssen.
In einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft ist die Rolle der Feuerwehr nicht nur wichtig, sondern auch mit Anspruch verbunden. In Hessen sind etwa 500.000 Menschen in Feuerwehren aktiv, wobei der Großteil ehrenamtlich arbeitet. Um diese Strukturen aufrechtzuerhalten, ist es unerlässlich, dass die Rekrutierung und Ausbildung junger Feuerwehrleute nicht nur optimiert, sondern auch gefördert wird.
Der Fachkräftemangel ist daher nicht nur eine Herausforderung für die Berufsfeuerwehren selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft. Die Rettungskräfte vertreten oft die erste Antwort auf Notfälle, und es liegt an ihnen, den Mut und die Stärke zu zeigen, die für ihre Arbeit notwendig sind. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um diese positiven Entwicklungen voranzutreiben und den Feuerwehrdienst zu sichern, damit er auch in Zukunft weiter bestehen kann.