Die Suche nach angemessenem Wohnraum für Geflüchtete in Hamburg gestaltet sich als äußerst schwierig. Viele Menschen, darunter auch Jonathan Real und Yasiri Corea aus Nicaragua, leben seit über einem Jahr in beengten Gemeinschaftsunterkünften und sehen sich mit Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur den Wohnkomfort betreffen, sondern auch ihre Integration in die Gesellschaft erheblich erschweren.
Das Ehepaar Real-Corea hat sich vor einem autoritären Regime in Nicaragua in Sicherheit gebracht und lebt nun in einem Container, der lediglich zwölf Quadratmeter umfasst. Die Schlagworte „Schlafzimmer“, „Wohnzimmer“ und „Arbeitszimmer“ fallen in ihrem Fall zusammen, da es keine separate Küche oder Bad gibt. „Es ist oft laut, und die sanitären Einrichtungen sind unzureichend“, sagt Jonathan Real. Der mangelnde Platz und die fehlende Privatsphäre machen es schwer, sich auf die Integration und das Lernen der Sprache zu konzentrieren.
Integration behindert durch Wohnraumknappheit
Die Hamburger Wohnungsmarktsituation ist angespannt. Aktuell leben rund 47.000 Geflüchtete in verschiedenen Unterkünften der Stadt, und viele verbringen durchschnittlich bis zu vier Jahre in diesen temporären Wohnverhältnissen. Private Vermieter sind oft zögerlich, Geflüchtete aufzunehmen, da sie die Komplexität der bürokratischen Anforderungen fürchten. Die Vermietung an diese Gruppe bringt zusätzliche Hürden mit sich, wie etwa die Notwendigkeit, Wohnungsangebote an das Amt für Migration zu senden, was den Prozess erheblich verlangsamt.
Ulrike Hanemann, eine ehrenamtliche Wohnungslotsin, sinniert über die unverhältnismäßigen Herausforderungen, die Flüchtlinge bei der Wohnungssuche erleben. „Die Bürokratie ist chronisch überfordert und kann nicht die benötigte Unterstützung bieten“, erklärt sie. Ein Teufelskreis, der nicht nur die betroffenen Personen frustriert, sondern auch die Politik unter Druck setzt.
Die soziale Infrastruktur, die für eine gelungene Integration nötig wäre, leidet unter diesem Wohnungsmangel. Die Stadt Hamburg hat darauf reagiert und damit begonnen, selbst Wohnraum zu schaffen. In Hamburg-Bahrenfeld werden 107 neue Wohnungen unter dem Projekt „In Zukunft Wohnen“ errichtet. Zu Beginn sollen dort bis zu 370 Geflüchtete untergebracht werden. Dieses Vorhaben zielt nicht nur darauf ab, den Wohnraum zu erweitern, sondern ist auch als sozialer Bestandteil des Stadtlebens konzipiert, um die Integration zu fördern.
Doch selbst das genügt nicht, um die enormen Bedürfnisse zu decken. Die Auslastung der Unterkünfte in Hamburg liegt derzeit bei 97 Prozent. Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt das Angebot oft erheblich. „Die Herausforderung ist groß, denn der Zuzug von Flüchtlingen aus Krisengebieten nimmt weiter zu“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde Hamburg.
Politischer Handlungsbedarf und gesellschaftliche Verantwortung
Die momentane Lage nagt nicht nur an den Nerven der Geflüchteten, sondern erfordert auch politischen Aktivismus. Kommunen wie Norderstedt stehen unter Druck, ihren Wohnungsbau zu erhöhen, da sie in den nächsten Jahren erhebliche zusätzliche Unterbringungspläne aufstellen müssen. „Über 500 neue Plätze müssen geschaffen werden“, sagt Norderstedts Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder. „Wir müssen diese Geflüchteten unterbringen.“ Die Herausforderung besteht nicht nur in der Schaffung von Wohnraum, sondern auch in der wahrgenommenen Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt, die teilweise zu Spannungen in der Bevölkerung führen kann.
Zudem gibt es in Schleswig-Holstein Bemühungen, geflüchtete Menschen gezielter in verfügbaren Wohnraum zu vermitteln, jedoch auch hier sind die sprachlichen und bürokratischen Barrieren hoch. Die Politik ist gefordert, Lösungsvorschläge zu entwickeln, die nicht nur Geflüchteten, sondern auch der einheimischen Bevölkerung zugutekommen.
„Wir müssen alles daran setzen, die Integration von Geflüchteten zu fördern, denn wir brauchen qualifizierte Fachkräfte“, betont Ulrike Hanemann. Daher sind Initiativen gefragt, die sowohl politische als auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und effektive Maßnahmen zur Lösung der Wohnsituation der Geflüchteten umsetzen.
Trotz der dankbaren Bemühungen von Ehrenamtlichen gelangt das Ehepaar Real-Corea zu der frustrierenden Einsicht, dass ihre Suche nach einer eigenen Wohnung noch lange dauern könnte. Der bürokratische Fallstrick, der ihnen verbietet, außerhalb von Hamburg eine Wohnung zu beziehen, macht die Situation nicht einfacher: „Es ist wirklich eine harte Nuss, die wir knacken müssen“, schließt Hanemann.