Hamburg (dpa/tmn) – In einer Welt, die von Arbeit und Verpflichtungen geprägt ist, wird das Themenfeld der Hobbys für viele Erwachsene zur Herausforderung. Insbesondere in Hamburg, einer Stadt voller Möglichkeiten, stellt sich die Frage: Warum fällt es so vielen Erwachsenen schwer, ein Hobby zu finden und regelmäßig auszuüben? Ulrich Reinhardt, Freizeitforscher und wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, gibt im Gespräch interessante Einblicke und gibt Anregungen, wie man seine Leidenschaft wiederentdecken kann.
Es ist ein weit verbreitetes Phänomen: Während Kinder oft mit Begeisterung ihren Hobbys nachgehen, bleiben Erwachsene häufig auf der Strecke. Die Erklärung dafür ist komplex. Viele Erwachsene sind mit den Anforderungen des Berufslebens und familiären Pflichten konfrontiert. „Wir sind stärker in den Job, in die Familie oder die Nachbarschaft eingebunden“, erklärt Reinhardt. Dieser Mangel an Zeit trägt dazu bei, dass die Notwendigkeit, ein Hobby zu pflegen, oft in den Hintergrund gedrängt wird.
Der Zweck von Hobbys
Laut Reinhardt sind Hobbys nicht nur eine Form der Freizeitgestaltung, sondern auch ein wichtiges Gegengewicht zum Alltag. Sie bieten einen Raum voller Freude und Erfüllung, stellen jedoch gleichzeitig eine Quelle des „kleinen Stücks vom Glück“ dar. Ihre Zwecklosigkeit ist bezeichnend – „wichtig ist, dass das Hobby keine weiteren Verpflichtungen mit sich bringt“, führt er weiter aus.
Allerdings, so der Forscher, sei es nicht schlimm, wenn Erwachsene kein festes Hobby haben. Manchmal ist es einfach entspannender, die freie Zeit auf dem Sofa zu verbringen. Doch die gewachsene Tendenz zur Optimierung in allen Lebensbereichen hat bei vielen das Gefühl erzeugt, dass selbst die Freizeit strukturiert und effizient gestaltet werden muss. „Sich zu entspannen wird auf einmal zu einer Aufgabe“, mahnt Reinhardt.
Doch wie finden Erwachsene das passende Hobby oder entdecken vielleicht sogar eine alte Leidenschaft wieder? Reinhardt empfiehlt einen Blick in die Vergangenheit: „Erinnern Sie sich, was Ihnen als Kind Spaß gemacht hat. Vielleicht war es das Reiten oder das Spielen eines Musikinstruments.“ Oft kann bereits die Rückbesinnung auf frühere Interessen die Inspiration bieten, um ein altes Hobby neu aufleben zu lassen.
Eine einfache Möglichkeit, um diese sozialen Kontakte zu knüpfen, ist es, sich mit Freunden zusammenzutun oder nach entsprechenden Gruppen in der Umgebung zu suchen. Das Internet bietet inzwischen zahlreiche Plattformen, um Gleichgesinnte zu finden und neue Aktivitäten auszuprobieren. Der Schlüssel ist, unverkrampft an die Sache heranzugehen und sich keinen Druck zu machen. Wenn das Hobby keinen Spaß mehr macht, sollte man bereit sein, es wieder abzulegen und etwas Neues zu probieren.
Die Rolle von Zweckfreiheit
In einer hektischen Welt, in der die Zeit oft zu kurz zu sein scheint, bietet ein Hobby nicht nur eine willkommene Ablenkung, sondern auch Raum für persönliche Entfaltung und Freude.
Hobbys spielen eine entscheidende Rolle in unserem Leben, da sie nicht nur der Entspannung dienen, sondern auch zur persönlichen Entwicklung beitragen können. Studien zeigen, dass das Engagement in Freizeitaktivitäten positive Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit hat. Eine Umfrage des Bundesverbandes für psychische Gesundheit ergibt, dass Menschen mit regelmäßigen Hobbys weniger unter Stress und Angstzuständen leiden als solche, die keine Freizeitaktivitäten nachgehen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Hobbys als Ausgleich zum oft hektischen Alltag.
Einen erheblichen Anteil an der Hobbysuche hat auch das soziale Umfeld. Interessengruppen, Vereine oder Online-Communities bieten Erwachsenen die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen und sich auszutauschen. Dies kann besonders wichtig sein, da soziale Kontakte und Interaktionen wesentlich zur Lebenszufriedenheit beitragen. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts sind Vereinsmitgliedschaften unter Erwachsenen um rund 10 % gestiegen, was auf eine erhöhte Nachfrage nach gemeinschaftlichen Aktivitäten hinweist.
Die Auswirkungen von Hobbys auf die mentale Gesundheit
Die Integration von Hobbys in den Alltag kann nicht nur Spaß machen, sondern auch zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Ausübung von Freizeitaktivitäten das Risiko für psychische Erkrankungen senken kann. In einer Analyse der Harvard University wurde festgestellt, dass Menschen, die regelmäßig Aktivitäten nachgehen, die sie oder andere Freude bereiten, ein um 30 % geringeres Risiko aufweisen, an Depressionen zu erkranken.
Darüber hinaus fördern Hobbys Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten. Zum Beispiel berichtet die American Psychological Association, dass kreative Freizeitaktivitäten, wie Malen oder Musizieren, kognitive Fähigkeiten stimulieren und Stress abbauen können. Die Auseinandersetzung mit neuen Herausforderungen in einem Hobby kann zudem das Selbstbewusstsein stärken, was wiederum positive Auswirkungen auf die berufliche Leistungsfähigkeit haben kann.
– NAG