Hamburg. Der Umbau der Wärmeversorgung in Hamburg schreitet nur langsam voran. Das Kohleheizkraftwerk Wedel, das lange Zeit als Rückgrat der Wärmeversorgung galt, wird noch länger in Betrieb bleiben müssen, da Verzögerungen beim Bau des neuen Energieparks Hafen aufgetreten sind.
Der ursprünglich geplante Umstieg auf die neue Anlage, die im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden sollte, wird sich verzögern. Christian Heine, Sprecher der Hamburger Energiewerke, berichtete von gegenwärtigen Bauverzögerungen von etwa vier Monaten. Diese Schwierigkeiten werden bedeuten, dass Wedel über die eigentliche Heizperiode 2025/2026 hinaus Wärme liefern muss. „Der störungsfreie Betrieb der neuen, hocheffizienten Anlage muss dafür zuerst gewährleistet sein“, erklärte Heine.
Wärmewende in Hamburg
Der Energiepark Hafen spielt eine zentrale Rolle in der Wärmewende Hamburgs und soll künftig verschiedene Wärmequellen bündeln. Zu den wichtigsten Quellen gehören Abwärme aus Industrieanlagen, die Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm und die Abwasserverwertung des Klärwerks Dradenau. Mit dem Bau eines 50 Meter hohen Wärmespeichers, in dem heiße 98 Grad Celsius Wasser gelagert werden soll, sollen 55 Prozent der Fernwärme aus klimaneutralen Quellen stammen. Eine Gas- und Dampfturbinen-Anlage (GuD) wird die Effizienz weiter steigern, indem sie bei Bedarf zusätzliche Wärme und Strom erzeugt.
Die Komplexität des Projektes zeigt sich in den Arbeiten, die derzeit durchgeführt werden. Mehrere Gewerke arbeiten gleichzeitig, was die Koordination erschwert und zur Verzögerung beigetragen hat. Aber Heine betont, dass die Arbeiten unter Hochdruck fortgeführt werden, wobei besondere Tests und Isolierungsmaßnahmen an der Anlage durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass alles ordnungsgemäß funktioniert.
Bislang hat der Senat das Jahr 2030 als Ziel für den Kohleausstieg in der Wärmeversorgung gesetzt. Für den Energiepark Hafen sind Investitionen von etwa 2,85 Milliarden Euro bis 2028 geplant. Dies ist eine erhebliche Summe, die die Stadt Hamburg mobilisieren will, um eine nachhaltige Energiezukunft zu gewährleisten. Dennoch haben Krisen und Inflation hohe Kosten verursacht, was sich auch auf das Projekt ausgewirkt hat – die ursprünglich veranschlagten 600 Millionen Euro für die KWK-Anlage könnten aufgrund steigender Materialpreise nicht ausreichen.
Fortschritte beim Bau
Trotz der Herausforderungen sind Fortschritte deutlich erkennbar. Besonders markant ist der beeindruckende Wärmespeicher, der nun fast vollständig mit vollentsalztem Wasser gefüllt ist, um die Dichtigkeit der Schweißnähte zu testen. Die Bautätigkeiten umfassen bereits mehr als 20.000 Kubikmeter Beton und 1500 Tonnen Baustahl. Zudem liegen bereits 1,2 Kilometer Fernwärmeleitungen bereit, um die Verbindungen herzustellen.
Der Tunnelbohrmaschine „Hermine“, die seit November 2022 arbeitet, ist es gelungen, ein Drittel der Strecke zur Anbindung des Energieparks an das Fernwärmenetz bereits zu bewältigen. Der Tiefpunkt der Tunnelbohrung ist erreicht, und nun erfolgt ein Anstieg in Richtung des Hindenburgparks in Othmarschen. Diese wichtigen Fortschritte zeigen, dass trotz aller Hürden ein klarer Weg in die Zukunft aufgezeichnet ist.
In den kommenden Monaten wird weiterhin intensiv an der Fertigstellung gearbeitet. Der Wunsch ist, dass das Kohleheizkraftwerk Wedel spätestens nach der Heizperiode 2025/2026 in den Reservebetrieb übergehen kann, umså die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten.
(dpa)
– NAG