Im neuen Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg wird es nun ernst: Der Senat hat das Bebauungsplanverfahren an sich gezogen, was für gemischte Reaktionen sorgt. Ursprünglich war der Bezirk Bergedorf für die Planung zuständig, doch die hohe Bedeutung des Projekts für die Stadt hat die Entscheidung des Senats erforderlich gemacht. Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) bezeichnete das Vorhaben als international beachtet und hebt hervor, dass in Oberbillwerder einmal bis zu 15.000 Menschen wohnen sollen, eingebettet in Quartiersplätze und Parks.
Die Initiative führt jedoch zu Spannungen in der lokalen Politik. Die neue Mehrheit der Bezirksversammlung Bergedorf, die von der CDU dominiert wird, steht dem Projekt skeptisch gegenüber. Der Partikularinteresse kommt hier deutlich zum Tragen, da die CDU den Bau des Stadtteils stoppen möchte, indem sie die Schuld für die Wohnungsnot in Hamburg nicht dem Bezirk auferlegt sehen will. Frank Emrich, fraktionschef der CDU, kritisierte die Dimension des geplanten Stadtteils und forderte eine Rückkehr zur planerischen Verantwortung des Bezirks.
Politische Spannungen in Bergedorf
Die Situation in Bergedorf hat sich nach den Bezirkswahlen verändert, wo die CDU nun den Vorsitz hat. Diese Wahlen haben der Partei einen klaren Rückenwind gegeben, der jedoch in Konflikt mit den Zielen des Senats gerät. Dirk Kienscherf, der Fraktionsvorsitzende der SPD, hält dagegen und spricht von Oberbillwerder als einem „Leuchtturmprojekt“. Laut seiner Aussage wurde bereits vor vielen Jahren der Beschluss gefasst, diese Initiative voranzutreiben, und der Senat sieht sich jetzt in der Verantwortung, diese Vision umzusetzen.
Zusätzlich zu den politischen Auseinandersetzungen gibt es auch bemerkenswerte finanzielle Herausforderungen, die sich aus der Verantwortung des Senats ergeben haben. Jüngste Berichte zeigen, dass die Baukosten für Oberbillwerder rapide ansteigen, was aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Linkspartei hervorgeht. Dies spricht für die Komplexität des Projekts und die Schwierigkeiten, die eine solche urbane Entwicklung mit sich bringt.
Ein weiterer Aspekt, der das Vorankommen des Bebauungsplans belastet, ist die mangelhafte Öffentlichkeitsbeteiligung. Wichtige Unterlagen wurden nicht rechtzeitig ausgelegt, was dazu führt, dass eine endgültige Genehmigung frühestens Ende 2024 erteilt werden kann. Diese Verzögerungen könnten die gesamte Planung in Frage stellen und die Umsetzung der zahlreichen Wohnungen und Infrastrukturen bremsen.
Die Kontroversen rund um Oberbillwerder zeigen, wie komplex Stadtplanung in Hamburg ist und welche unterschiedlichen Interessen aufeinandertreffen. Ob das ambitionierte Projekt letztendlich realisiert werden kann, bleibt abzuwarten. Der Senat hat sein Engagement bekräftigt, aber der Widerstand auf Bezirksebene zeigt die Herausforderungen, die noch zu bewältigen sind. Die unterschiedlichen Perspektiven und politischen Bestrebungen wirken als stetige Erinnerung daran, dass Stadtentwicklung oft ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen Ambition und Realität ist.
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