Niedersachsen und Hamburg sehen sich derzeit einer besorgniserregenden Ausbreitung des Masern-Virus gegenüber. In einem beunruhigenden Trend hat sich die Zahl der Erkrankungen in diesen beiden Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr drastisch erhöht. Der Landkreis Harburg hat jetzt ebenfalls einen Fall gemeldet. Das Gesundheitsamt fordert die Bürger eindringlich auf, ihre Impfstatus zu überprüfen, da Masern bereits in einem frühen Stadium extrem ansteckend sind.
Insgesamt haben sich in Hamburg und Niedersachsen 57 Menschen mit Masern infiziert, was einem Anstieg von etwa 600 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zahlen kommen zu einer Zeit, in der Masern eigentlich durch ein spezifisches Gesetz, das seit März 2020 in Kraft ist, eingedämmt werden sollten. Dieses Gesetz verlangt, dass Kinder ab einem Jahr, bevor sie in Gemeinschaftseinrichtungen gehen, einen Schutz gegen Masern haben müssen.
Aktuelle Fallzahlen und Trends
Im Jahr 2023 wurden in Niedersachsen bisher 42 Masernfälle registriert, davon allein 26 in den Monaten Juli und August. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es nur sechs Fälle, und 2019 verkündete nur ein einziger Mensch eine Erkrankung. Auch Hamburg ist betroffen, wo 15 Masernfälle gemeldet wurden. Hier gab es in der gesamten letzten Saison lediglich zwei Fälle.
Trotz der bestehenden Impfpflicht, die durch das Masernschutzgesetz etabliert wurde, ist die Anzahl der Erkrankungen alarmierend hoch. Dies zeigt, dass der Impfschutz nicht umfassend genug ist, was auf die Bedeutung einer vollständigen Immunisierung für alle Altersgruppen hinweist.
Die Bedeutung der Impfung
Besonders besorgniserregend ist, dass nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene einen wichtigen Schutz benötigen. Bei diesen Personengruppen verlaufen Masern-Infektionen häufig schwerwiegender. Daher wird empfohlen, dass Erwachsene, die nicht regelmäßig gegen Masern geimpft wurden, die Impfung nachholen sollten. Diese wird seit den 1970er Jahren empfohlen und erfolgt in der Regel durch einen Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln.
Die Masernimpfung wird unter den Abkürzungen MMR und MMRV angeboten, wobei der Impfstoff auch Schutz gegen Windpocken bieten kann. Der Landkreis Harburg und andere Gesundheitsbehörden drücken ihre Besorgnis aus, dass die Aufklärung über die Risiken dieser Virusinfektion nicht ausreicht.
Masern gelten trotz ihrer Kategorisierung als Kinderkrankheit als ernstzunehmend. Sie beginnen mit grippeähnlichen Symptomen und können sich schnell zu schwereren Komplikationen entwickeln.
Als eine gravierende Möglichkeit haben etwa ein von 1.000 Erkrankten eine akute Gehirnentzündung (Enzephalitis) zu befürchten. Dies kann in 10 bis 20 Prozent der Fälle tödlich verlaufen, oder zu bleibenden Schäden wie Lähmungen oder geistigen Beeinträchtigungen führen.
Die extreme Ansteckungsgefahr von Masern ist ein weiterer Grund zur Besorgnis. Bei einer exponierten Gruppe von 100 ungeimpften Personen, die sich zuvor nicht mit Masern angesteckt hatten, erkranken schätzungsweise 95 nach Kontakt mit dem Virus. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, wenn infizierte Personen sprechen, husten oder niesen und dabei virushaltige Tröpfchen in die Luft abgeben.