In Hamburg-Altona hat ein innovatives Konzept die Art und Weise revolutioniert, wie Menschen Kleidung wahrnehmen und konsumieren. Vor zwölf Jahren initiierten die Gründerinnen Thekla Wilkening und Pola Fendel ein Modell, das die Bibliotheksidee auf Mode übertrug. Kunden können gegen eine monatliche Gebühr verschiedene Kleidungsstücke ausleihen und einen ständig wechselnden Kleiderschrank genießen. Dieses Prinzip hat sich als so erfolgreich erwiesen, dass es inzwischen ein Franchise-Format ist, das auch in Städten wie Berlin und Stuttgart Fuß gefasst hat.
Leoni Lojenburg, eine der ersten begeisterten Nutzerinnen des Modells, hat mittlerweile selbst die Leitung der Kleiderei Hamburg übernommen. Nach einem Rückzug der ursprünglichen Gründerinnen aus dem stationären und online Geschäft, übernahm Lena Schröder die Führung in Köln und entwickelte das Konzept weiter. Lojenburg eröffnete am 10. Mai 2024 in Eimsbüttel ihren eigenen Laden, nachdem sie im Sommer 2023 bei der Hochzeit ihrer Freundin den Traum, die Kleiderei zurück nach Hamburg zu bringen, entdeckte.
Die Rückkehr der Kleiderei nach Hamburg
Im Gespräch mit Lena Schröder begann Lojenburg, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten, die der neuen Kleiderei in Hamburg 19.200 Euro einbrachte. Ihr Hintergrund als Modedesignerin und ihre Netzwerkkontakte, inklusive der Unterstützung von Wilkening und Schröder, ermöglichten die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal. „Es ist total wertvoll, Teil dieser Kleiderei-Community zu sein“, betont Lojenburg, die die Gemeinschaft als wichtiges Element ihrer Unternehmung betrachtet.
Das Konzept funktioniert ganz einfach: Wer Kleidung ausleiht, möchte oft erst einmal testen, ob ihm das Teil gefällt, bevor er es kauft. „Stil hast du, Kleider leihst du“, steht im Schaufenster des Ladens und fasst den Ansatz treffend zusammen. Um das Leihen von Kleidern noch attraktiver zu machen, erhalten Kunden, die etwas abgeben, einen 20-Prozent-Gutschein für den nächsten Einkauf. Die Auswahl besteht größtenteils aus gespendeten Kleidungsstücken sowie Entdeckungen auf Flohmarkten und von Fair-Fashion-Marken.
Ein neues Modebewusstsein fördern
„Uns ist wichtig, dass die Kleidung im Kreislauf bleibt“, sagt Lojenburg. Das Konzept fördert die nachhaltige Nutzung von Textilien und ermutigt die Menschen, die eigene Garderobe bewusster zu gestalten. Auch der Kauf von Kleidungsstücken ist möglich: Wenn ein Item beim Ausleihen besonders gut gefällt, kann es direkt erworben werden, wodurch impulsive Onlinekäufe reduziert werden. Nach nur drei Monaten Betrieb zählt die Kleiderei Hamburg bereits fast 100 Mitglieder, vor allem Frauen, die das Franchise-Konzept wiederentdecken.
Als eine Pionierin betrachtet Lojenburg die Anfänge der Kleiderei, betont jedoch, dass über 90 Prozent ihrer Kunden weiblich sind. Diese Unverhältnismäßigkeit erklärt sie mit dem Konsumverhalten von Männern, die oft länger an ihren Kleidungsstücken festhalten und nur dann neue kaufen, wenn das alte Stück verschlissen ist. Ihr Ziel bleibt die Maximierung der Nutzung jedes Kleidungsstücks, unabhängig ob es sich um Fast Fashion oder nachhaltig produzierte Mode handelt: „Es geht darum, den Wert eines Kleidungsstücks zu erkennen und es bis zum Schluss zu nutzen.“
Die Kleiderei in Hamburg befindet sich am Eppendorfer Weg 68 und könnte damit eine interessante Adresse für Modebewusste und Nachhaltigkeitsenthusiasten sein, die nach neuen Wegen suchen, ihr Kleidungsverhalten zu ändern. Mit ihrem Ansatz verbindet die Kleiderei nicht nur den praktische Nutzen des Kleiderleihens, sondern auch eine Botschaft zur Förderung eines bewussteren Konsums, der aktuelle gesellschaftliche Trends spiegelt.
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf szene-hamburg.com.
