In der heutigen Zeit sehen sich die Behörden weltweit einer wachsenden Bedrohung durch internationale Gangstrukturen gegenüber. Jürgen Stock, der scheidende Generalsekretär von Interpol, hat eindringlich gewarnt und betont: „Die Welt läuft Gefahr, den Kampf gegen die transnationale organisierte Kriminalität zu verlieren.“ Laut ihm sei das Potenzial dieser Gruppen, selbst stabilste Nationen zu destabilisieren, wie Deutschland und andere europäische Länder, erheblich. Diese vermeintlich regionalen Banden haben sich zu global operierenden Organisationen entwickelt, die wie Unternehmen agieren und über immense Ressourcen verfügen, um Menschen- und Waffenhandel zu betreiben.
Stock, der im November nach zehnjähriger Amtszeit sein Amt niederlegt, hat klare Einblicke in die Entwicklungen innerhalb solcher kriminellen Organisationen gegeben. Seine Aussagen sind alarmierend und lassen befürchten, dass der Drogenhandel, die Hauptfinanzierungsquelle dieser Banden, besonders in Zentraleuropa ein immer größeres Problem darstellt. Der Fokus liegt hier auf dem Kokainhandel, der trotz rekordverdächtiger Drogenfunde in großen europäischen Häfen nicht mit einem Mangel an der Ware einhergeht. Stattdessen könnte nur 15 bis 20 Prozent der Droge sichergestellt werden.
Kokain und seine gefährlichen Begleitstoffe
Im Gespräch betonte Stock, dass Kokain aus den südamerikanischen Kartellen, insbesondere aus Kolumbien, Peru und Bolivien, nach Europa gelangt. Das Aufspüren der Lieferwege ist aufgrund der Komplexität und Korruption in vielen Hafenstädten ein großes Problem. An vielen Orten klagen lokale Polizeichefs über Korruption, die es den Drogenbanden ermöglicht, ihre Geschäfte ungehindert zu betreiben.
Besonders besorgniserregend ist das synthetische Opioid Fentanyl, das sich zunehmend auf den europäischen Märkten verspreitet. Dieses Stoff ist extrem potent und kann in geringen Mengen tödlich sein. In den USA hat Fentanyl bereits zu einem massiven Drogenproblem geführt, mit über 70.000 Toten im Jahr 2021 allein aufgrund von Überdosierungen, und Experten warnen davor, dass ähnliche Entwicklungen auch in Europa drohen.
Ein komplexes Netz von Drogenrouten
Die Reise des Kokains vom Produzenten zum Verbraucher folgt einem extrem komplexen und gefährlichen Pfad. Von den Kartellen in Südamerika gelangen die Drogen über verschiedene Zwischenstationen, einschließlich gefährdeten Regionen in Westafrika, nach Europa. Diese Routen sind nicht nur von Korruption geprägt, sondern auch von brutaler Gewalt, da lokale Banden um Kontrolle und Profit kämpfen.
Auf dem finalen Teil dieser Lieferkette, bekannt als die „letzte Meile“, entbrennen regelrechte Kämpfe um die Drogenverkäufe. Hier organisieren lokale Gruppen den Straßenverkauf, was in Ländern wie Schweden, Belgien, den Niederlanden und sogar Deutschland zu einem Anstieg der Gewalttaten führt. Stock weist darauf hin, dass die Strafverfolgungsbehörden in vielen Fällen noch nicht ausreichend vorbereitet sind, um effektiv gegen diese Gruppen vorzugehen.
Nach Ansicht von Stock ist eine verstärkte internationale Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden unerlässlich, um diesen neuen Herausforderungen begegnen zu können. Die einzelnen Länder müssten gezielt die größten und gefährlichsten Gruppen in den Fokus ihrer Ermittlungen rücken, um der wachsenden Bedrohung durch die organisierten Verbrecher banden wirksam entgegenzutreten. Die aktuelle Lage verdeutlicht die Dringlichkeit der Notwendigkeit, den globalen Kampf gegen die Drogenkriminalität zu intensivieren.
In Anbetracht dieser alarmierenden Entwicklungen bleibt abzuwarten, ob die internationalen Behörden in der Lage sind, angemessen auf die sich verändernde Landschaft der organisierten Kriminalität zu reagieren. Für weitere Informationen zu diesem brisanten Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.radiohagen.de.