In Hamburg zeichnet sich ein massives Bau-Missgeschick an der Baustelle des Überseequartiers ab. Das Projekt, das als eines der größten in Deutschland gilt, hat nach mehreren Verschiebungen nun den Eröffnungstermin auf Februar/März 2025 festgelegt. Diese Verzögerung ist besonders ärgerlich für den französischen Investor Unibail-Rodamco-Westfield (URW), der mittlerweile mit einem Kostenrahmen von 2,3 Milliarden Euro rechnen muss – eine Steigerung von stolzen 130 Prozent im Vergleich zu den ursprünglichen Ansätzen.
Das Überseequartier soll nicht nur eine Vielzahl von Geschäften, sondern auch Büros, Wohnungen und drei Hotels beherbergen. Doch die Herausforderungen scheinen überhandzunehmen. Während die Mieter dumm dastehen, da sie bereits Waren geordert und Personal eingestellt haben, müssen sie nun auf eine Öffnung warten, die für das angestrebte Weihnachtsgeschäft nicht mehr wahr werden kann. Die betroffenen Angestellten sind in der misslichen Lage, abgesagte Lieferungen zu erklären und auf eine ungewisse Zukunft zu vertrösten.
Bauprobleme und Missmanagement
Die Ursachen für die Probleme sind komplex, aber die Hinweise deuten auf ein erhebliches Missmanagement seitens URW hin. Vor einigen Wochen deckte der „Spiegel“ bereits auf, dass insbesondere der Brandschutz ein großes Anliegen darstellt. Ähnliche Mängel haben beim Berliner Flughafen BER zu jahrelangen Verzögerungen geführt. Des Weiteren lief Grundwasser in die Untergeschosse, was sensible Technik gefährdete. Offensichtlich war die Abdichtung fehlerhaft, was zusätzliche Kosten und Zeitverzögerungen nach sich zog.
URW erklärte in . Die Probleme seien unter anderem auf unzureichende Design-Details sowie Lücken in der Beauftragung von Dienstleistern zurückzuführen. Gestiegen ist auch das Risiko für die Sicherheit der Bauarbeiter, wie ein tragischer Vorfall am 30. Oktober 2023 zeigt, als fünf albanische Arbeiter starben, weil ein Gerüst in einen Fahrstuhlschacht stürzte. Die Ermittlungen dazu laufen immer noch.
Die Eröffnung des Überseequartiers ließ sich auch nicht durch den angestrebten glamourösen Rahmen aufwerten. Weltstar Rita Ora sollte ursprünglich den ersten Spatenstich setzen, wurde jedoch zwei Wochen vor dem geplanten Event wieder ausgeladen. Dies legt den Schluss nahe, dass es nicht nur an den baulichen, sondern auch an den organisatorischen Herausforderungen mangelt.
Mit jedem weiteren Tag, der ins Land geht, sind die finanziellen Konsequenzen für URW nicht mehr zu ignorieren. Tatsächlich könnte das Überseequartier in der HafenCity zu einem der teuersten Misserfolge der deutschen Baugeschichte werden. Wie www.bild.de berichtet, bleibt unklar, wann der erste Kunde durch die Türen des Einkaufszentrums schreiten wird.
In Anbetracht der jetzt für die Eröffnung vorgesehenen Zeitrahmen müssen die Beteiligten unter Hochdruck arbeiten, um die zahlreichen Probleme anzugehen. Das Überseequartier soll sich nicht nur in die bunte Lebenswelt Hamburgs einfügen, sondern auch als ein neues Symbol für Fortschritt und Innovation gelten. Doch die Realität sieht derzeit ganz anders aus und lässt viele Fragen offen, die es zu klären gilt.