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100 Jahre Sturmflutwarnung: So schützt Hamburgs moderner Dienst heute!

Es war ein Herbsttag im Jahr 1924, als Hamburg eine bahnbrechende Entscheidung traf: Die erste Sturmflutwarnung für die Nordsee wurde über das Radio gesendet. In einer Zeit, in der nur wenige Haushalte über einen Rundfunkempfänger verfügten, lauschten die Menschen gespannt den Worten der Deutscher Seewarte, die durch den Nordischen Rundfunk, den Vorgänger des heutigen NDR, verbreitet wurden. Diese Warnung stellte den Beginn des öffentlichen Sturmflutwarnsystems dar, welches nunmehr seit einem Jahrhundert zum Schutz von Leben und Eigentum an der Küste beiträgt.

Seit der Wiedervereinigung wird der nationale Sturmflutwarndienst durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) betreut, das sich weiterhin an den Hamburger Landungsbrücken befindet. In einem Jahrhundert voller technischer Fortschritte hat sich die Art und Weise, wie diese Warnungen disseminiert werden, grundlegend verändert.

Die Entwicklung des Sturmflutwarnsystems

Schon vor 1924 gab es Sturmwarnungen, jedoch waren diese zunächst auf Zeitsignale und einfache Nachrichten über die Küstenfunkstelle Norddeich Radio beschränkt. Seit 1911 wurden täglich Wetterberichte und Sturmwarnungen übermittelt, die auf gesammelten Daten von Pegeln und Windstatistiken beruhten. „Bereits seit 1840 werden die Wasserstände an verschiedenen Stellen an der Nordseeküste regelmäßig aufgezeichnet. Mit der Einführung automatischer Pegelschreiber im Jahr 1880 konnten kontinuierliche Messungen erfolgen“, erklärt Helge Heegewaldt, Präsident des BSH.

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Die Premiere der ersten öffentlichen Radiowarnung markierte einen Wendepunkt: Auch wenn zunächst nur ein kleiner Teil der Bevölkerung erreicht wurde, führte dies zu einer erheblichen Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten für Sturmflutwarnungen. Institutionen wie die Deutsche Seewarte und später das Deutsche Hydrographische Institut erhielten eine zentrale Rolle in der maritime Sicherheit.

Moderne Technologien und Warnsysteme

Heute, 100 Jahre nach der ersten Warnung, ist der Sturmflutwarndienst des BSH eine hochentwickelte Einrichtung. „Heute gibt es alle sechs Stunden Prognosen über Hoch- und Niedrigwasser für 39 Pegelstationen an der Nordseeküste“, betont Heegewaldt. Diese Warnungen sind entscheidend für die öffentliche Sicherheit und sind Teil der kritischen Infrastruktur Deutschlands.

Die Entscheidung, ob eine Warnung ausgegeben wird, erfolgt nicht ausschließlich durch digitale Systeme. „Die Fachleute kombinieren ihre Modelle mit Erfahrungswerten“, fügt Heegewaldt hinzu. Diese Warnungen werden über verschiedene Kanäle verbreitet: Internet, Radio sowie Apps wie Nina und Katwarn, die Informationen direkt an die Betroffenen senden.

Trotz aller technischer Errungenschaften wird in Hamburg nach wie vor eine Böllerschussanlage verwendet, um die Bevölkerung vor einer bevorstehenden Sturmflut zu warnen. Zwei Böller werden abgefeuert, um die Menschen am Hafen und in der Umgebung zu alarmieren – eine Tradition, die bis in die Anfänge des Sturmflutwarnsystems zurückreicht.

Die Saison 2023/2024 war sowohl herausfordernd als auch aktiv, mit insgesamt 13 Sturmfluten an der Nordseeküste. Besonders gravierend war der Sturm Zoltan am 22. Dezember 2023, der in Hamburg St. Pauli einen Wasserstand von 3,33 Metern über dem mittleren Hochwasserfläche erzeugte. Dank fortschrittlicher Vorhersagesysteme und eines verbesserten Küstenschutzes gelang es, größere Schäden abzuwenden.

Eine der größten Herausforderungen für den Sturmflutwarndienst ist der Klimawandel. „Trotz der Klimaerwärmung sind keine signifikanten Anstiege in der Häufigkeit von Sturmfluten zu verzeichnen“, erklärt Heegewaldt. Die wichtigsten Faktoren für Sturmfluten bleiben die Gezeiten sowie die Stärke und Richtung des Winds.

Langfristige Studien zeigen bislang keine signifikanten Änderungen, jedoch warnen Klimamodelle davor, dass ohne Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels die Wahrscheinlichkeit für Sturmfluten gegen Ende des Jahrhunderts zunehmen könnte. „Sturmfluten könnten zudem gefährlicher werden, da sie durch den steigenden Meeresspiegel auf einem höheren Ausgangsniveau auftreten werden, was mehr Schäden anrichten könnte“, fügt Heegewaldt hinzu.

Der historische Rückblick und die technologische Entwicklung des Sturmflutwarnsystems zeigen eindrücklich die Bedeutung von präventiven Maßnahmen und des kontinuierlichen technischen Fortschritts. Dieses System hat nicht nur das Leben der Menschen an der Küste geschützt, sondern auch deren Eigentum vor den Gefahren der Natur. Das gesamte Spektrum der Institutionen, von der Deutschen Seewarte bis zum BSH, hat sich stets weiterentwickelt, um den Herausforderungen der Zeit gerecht zu werden.


Details zur Meldung
Genauer Ort bekannt?
Hamburg, Deutschland
Quelle
shz.de

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