Der Verkehrsaufkommen entlang der Bundesstraße 49 in Grünberg gibt seit Jahren Anlass zur Diskussion über mögliche Umgehungsstraßen. Nun wird die Thematik wieder aktuell, nachdem die Vorbereitungen für den Bau einer Südumgehung im benachbarten Reiskirchen voranschreiten. Diese Umgehung, die für den Stadtteil Lindenstruth geplant ist, wirft auch Fragen zu den bestehenden Planungen für eine Umgehungsstraße in Grünberg auf.
Der Grünberger Bürgermeister Marcel Schlosser (CDU) äußerte sich kürzlich in einem Interview und machte deutlich, dass er der Meinung ist, die Nordumgehung sei überflüssig geworden. „Das Geld für diese Straße kann man sich sparen“, erklärte er und hinterfragte die Notwendigkeit eines Projekts, das seine Partei vor zwölf Jahren selbst in Gang gesetzt hatte. Über die Jahre gab es zwar immer wieder Diskussionen, doch bislang fehlte es an konkreten Fortschritten.
Der Status der Nordumgehung in Grünberg
Die geplante Nordumgehung sollte eine Strecke von etwa 3,5 Kilometern umfassen und die Verkehrsbelastung für die geografisch betroffene Ortsteile verringern. Die ursprünglichen Planungen datieren aus den 1970er Jahren, als die Trasse im Flächennutzungsplan verankert wurde. Schwierigkeiten wie die Notwendigkeit von Brücken für das Überqueren eines Schutzgebiets und die Gleise der Vogelsbergbahn wurden damals als ebenso wichtig erachtet wie die geschätzten Kosten von 16,3 Millionen Euro – eine Summe, die durch die Inflation inzwischen erheblich gestiegen sein dürfte.
In der Vergangenheit war das Projekt stets Teil des Bundesverkehrswegeplans 2030. Schlosser mahnt jedoch, dass die Umgehungsstraße längst nicht mehr mit den tatsächlich gegebenen Umständen übereinstimme. Die Bürger entlang der Strecke in Grünberg würden vor allem von Gewerbebetrieben wohnen – im Gegensatz zu Reiskirchen, wo viel Wohnraum vorhanden ist. „Hier profitiert der Einzelhandel vom Durchgangsverkehr“, ergänzt Schlosser, was die gegenwärtigen Planungen zusätzlich in Frage stellt.
Vorbereitungen in Reiskirchen und Grüneganalysen
Die Planungen in Reiskirchen zeigen, dass es in der Nachbargemeinde einen klaren Bedarf an einer Umgehungsstraße gibt. Viele Anwohner dort sind stark vom Verkehr und den damit verbundenen Lärm belastet. Laut Schlosser wurde das dortige Projekt angepriesen, während in Grünberg die Umgehung als hinderlich für den Geschäftsbetrieb angesehen wird. “Mit der Umgehungsstraße würde man vielen Geschäften in der Stadt den Todesstoß verpassen“, äußerte sich Schlosser besorgt.
Die Stadtverwaltung hat bereits bei Hessen Mobil, der zuständigen Straßenbaubehörde, nach dem aktuellen Status der Planungen für die Nordumgehung angefragt. Schlosser betont die Unsicherheit über weitere Fortschritte: „Aktuell ist die Trasse in keiner Planung drin, aber wir wissen nicht genau, wie es aussieht.“ Dies bringt zusätzliche Bedenken für die Ausweisung neuer Gewerbeflächen mit sich, da seit Jahrzehnten Flächen entlang der geplanten Trasse freigehalten werden müssen.
Die Debatte um die Umgehungsstraße in Grünberg ist damit zentraler Bestandteil jüngster Entwicklungen in der Region. Es bleibt abzuwarten, wie die Gespräche mit der Straßenbaubehörde weitergeführt werden und ob die Stadt letztlich darauf drängt, das Projekt endgültig zu beenden. Die Rückmeldungen aus dem Rathaus sollen bald vorliegen, doch die Kontroversen und Ungewissheiten um die Nordumgehung sind weiterhin präsent.
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.giessener-allgemeine.de.
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