Im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Verden sitzt Stefan O. als Zeuge im Prozess um den schockierenden Vierfachmord von Rotenburg. Der 56-Jährige, der seine Frau und seinen Sohn bei der grausamen Tat verlor, wird von einem Mitarbeiter des Weißen Rings unterstützt. Mit einer Flasche Wasser und Taschentüchern vor sich, muss er die schrecklichen Erinnerungen erneut durchleben. Der mutmaßliche Täter, ein Bundeswehrsoldat, soll aus Hass und Rache gehandelt haben, nachdem seine Noch-Ehefrau ihn verlassen wollte. In der Nacht zum 1. März schoss er zunächst den neuen Partner seiner Frau und dessen Mutter in Scheeßel nieder, bevor er die beste Freundin seiner Frau und deren dreijährige Tochter in Bothel ermordete.
Stefan O. schildert die furchtbaren Momente, als der Täter in sein Haus eindrang. „Es klang, als wären es hundert Schuss gewesen“, erinnert sich O. an die Schüsse, die das Haus in eine Hölle verwandelten. Er selbst war im Keller und überlebte, während seine Frau im Erdgeschoss erschossen wurde. „Dann war Stille im Haus“, sagt er leise. Als er schließlich ins Erdgeschoss geht, findet er seine tote Frau und ruft die Polizei, überzeugt davon, dass niemand überlebt haben kann. Doch sein sechsjähriger Enkel hat das Grauen überlebt und fragt: „Opa, was ist da passiert?“
Ein grausames Erbe
Der Vorsitzende Richter fragt Stefan O. nach den Motiven des Täters, der auch die Mutter des neuen Partners seiner Frau ermordete. Ein Psychiater hatte zuvor erklärt, dass der Soldat den Eltern des neuen Partners die Schuld am Scheitern seiner Ehe gab. O. selbst wollte sich nicht in die Beziehung seines Sohnes einmischen und wusste nicht, wie ernst die Situation war. Der mutmaßliche Täter beobachtet O. während seiner Aussage, was die Spannung im Gerichtssaal ins Unermessliche steigert.
Stefan O. versucht, mit dem Verlust zu leben. „Man versucht, damit zu leben. Mehr geht nicht“, sagt er. Trotz der schrecklichen Erinnerungen arbeitet er wieder, denn die Arbeit ist für ihn die beste Ablenkung. Der Vorsitzende Richter wünscht ihm, dass er das Erlebte gut übersteht, während Tränen in den Augen des Zeugen aufblitzen. Ein Moment, der die gesamte Tragik dieser unfassbaren Bluttat verdeutlicht.
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