Am 17. November 1989 geschah in Göttingen eine Tragödie, die die Stadt erschütterte: Conny Wessmann, eine 24-jährige Studentin, starb bei einem Polizeieinsatz. Die Gewalt zwischen rechten Skinheads und Antifaschisten eskalierte, als Wessmann versuchte, einer brutalen Auseinandersetzung zu entkommen. Während sie über die stark befahrene Weender Landstraße rannte, wurde sie von einem Auto erfasst und starb noch am Unfallort. Ihre letzten Momente waren von Chaos und Angst geprägt, als die Polizei in einer bedrohlichen Haltung verharrte, während ihre Freunde in Schock und Entsetzen versanken.
Die Ereignisse, die zu ihrem Tod führten, waren Teil eines größeren Konflikts in den 80er Jahren, als die radikale Rechte in Südniedersachsen zunehmend aggressiv auftrat. Neonazis, oft in Gruppen von 10 bis 15 Personen, terrorisierten die Stadt und griffen gezielt Menschen an, die nicht in ihr Weltbild passten. Die Polizei, die oft als unbeteiligter Beobachter agierte, wurde von vielen als Teil des Problems wahrgenommen. Ein berüchtigter Funkspruch der Polizei, der an die Öffentlichkeit gelangte, ließ erahnen, dass die Einsatzkräfte nicht neutral waren: „Wenn wir genug Leute sind, sollten wir sie ruhig mal plattmachen.“
Massive Proteste und Trauer
Wessmanns Tod führte zu einer Welle der Empörung. Am 25. November 1989 versammelten sich etwa 20.000 Menschen zu einem Trauermarsch in Göttingen, um ihrer zu gedenken. Die Trauer verwandelte sich schnell in Wut gegen die Polizei, die als Instrument der Unterdrückung wahrgenommen wurde. „Mord als Kalkül einer Einsatztaktik, die Tote in Kauf nimmt“, lautete die scharfe Kritik einer Fachschaftsräteversammlung der Universität. Die autonome Szene in Göttingen, die sich nach Wessmanns Tod formierte, sah in ihrem Tod ein Zeichen für die Gefahren, die mit dem Eintreten für antifaschistische Werte verbunden waren.
Die Ereignisse um Conny Wessmann markierten einen Wendepunkt in der antifaschistischen Bewegung in Göttingen. Während in Berlin die Mauer fiel und die Menschen feierten, trugen die Göttinger Trauer und Zorn auf den Straßen. Die autonome Antifa (M) entstand und mobilisierte gegen die wachsende rechte Gewalt, die in den folgenden Jahren in Deutschland grassierte. Der Tod von Wessmann und die brutalen Übergriffe der Neonazis führten zu einem verstärkten Zusammenhalt unter den Antifaschisten und einer breiteren gesellschaftlichen Mobilisierung gegen den rechten Terror.