Göttingen. In Göttingen wird das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 als schwer erreichbar bewertet. Diese Einschätzung kommt vom Klimabeirat, der lautsprechen möchte, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die festgelegten Ziele zu erreichen. Im Fokus stehen dabei die Bereiche Energieerzeugung, Mobilität, Bauen und Sanierung sowie Wirtschaft, in denen die Stadt dringend Treibhausgase (THG) reduzieren muss. Der Klimabeirat hat festgestellt, dass die Stadt in diesen Bereichen bisher nicht ausreichend Fortschritte gemacht hat.
Der Klimabeirat hat die Situation analysiert und kam zu dem Ergebnis, dass Göttingen nur zu zwei Dritteln die erforderlichen Ziele in der Energieerzeugung erfüllen kann. Besonders im Bereich Photovoltaik hat die Stadt Nachholbedarf: Nur sechs Prozent der geeigneten Dächer sind mit Solaranlagen ausgestattet. Hier sieht Nils König vom Klimabeirat die Bürger in der Verantwortung. „Ungefähr die Hälfte aller benötigten PV-Anlagen müsste auf privaten Dächern installiert werden“, erklärt er. Laut König könnten die Bürger durch aktives Handeln erheblich zur Umsetzung der Klimaziele beitragen.
Städtische Kommunikation muss klarer werden
Die zurückhaltende Beteiligung der Bürger ist für Claudia Trepte, Mitglied im Klimabeirat, teilweise auf unzureichende Informationen zurückzuführen. Viele Menschen könnten fälschlicherweise annehmen, dass die Stadt die Klimaneutralität alleine erreichen kann. „Wir müssen klarstellen, dass ohne die aktive Beteiligung der Bürger nichts geschehen wird“, so Trepte.
Besonders im Bereich Bauen und Sanieren könnte ein Umdenken stattfinden, da dieser Sektor einen erheblichen Anteil am städtischen Energieverbrauch hat. Durch den Einsatz von Wärmepumpen und besser gedämmten Häusern könnte der Energieverbrauch signifikant gesenkt werden. Es fehlen jedoch genauere Statistiken über den aktuellen Stand der energetischen Sanierungen in privaten Haushalten.
Mobilität und Verkehr: Ein großes Handlungsfeld
Ein weiteres zentrales Thema ist die Mobilität der Göttinger Bürger. Hier variieren die Ansprüche: Einige fordern den Ausbau von Fahrradwegen, während andere günstigere Parkoptionen und einen verbesserten öffentlichen Nahverkehr wünschen. König bezeichnet den aktuellen Klimaplan Verkehrsentwicklung als „gescheitert“, da die festgelegten Ziele, die CO₂-Emissionen bis 2025 um 38 Prozent zu senken, nicht einmal annähernd erreicht werden.
Der Klimabeirat hebt hervor, dass Göttingen auch verstärkt im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung aktiv werden muss. Da die Wirtschaft für einen erheblichen Anteil der THG-Emissionen verantwortlich ist, sind konkrete Maßnahmen nötig. König fordert eine bessere Informationspolitik, um Unternehmen über ihre Möglichkeiten zur Reduktion von Emissionen aufzuklären und sie über vorhandene Fördermöglichkeiten zu informieren. „Die besten Ideen existieren schon, aber es braucht die Initiative, sie umzusetzen“, betont er.
Der Klimabeirat erwartet, dass die Stadtverwaltung ihre Vorgehensweise überdenkt und die Bürger sowie Unternehmen in die Maßnahmen aktiv integriert. Die nächste Sitzung im städtischen Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität am 29. Oktober könnte entscheidende Antworten auf die offenen Fragen liefern. Die Göttinger müssen mobilisiert werden, um ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten, sonst wird die gesetzte Frist zur Klimaneutralität ohne sichtbaren Fortschritt verstrichen.
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