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Görlitz: Erster Cannabis-Verein startet Anbau – Was bedeutet das für die Stadt?

In Görlitz hat sich ein neuer Cannabis Social Club gegründet, der nun mit genehmigten Anbauaktivitäten begonnen hat. David K.*, der Gründer des „Cannabis Vereins Görlitz e. V.“, öffnete kürzlich das Anbauzelt, das mit leistungsstarken 720 Watt Lampen ausgestattet ist. Dieser Verein, der aktuell 34 Mitglieder zählt, ist der erste in Sachsen, der eine offizielle Anbauerlaubnis von der Landesdirektion Dresden erhielt. Diese Genehmigung erlaubt es dem Club, die Pflanzen anzubauen, mit der Hoffnung, schon in sechs bis acht Wochen ernten zu können.

Die Vereinsmitglieder sind aktiv am Aufbau des Clubs beteiligt, was eine spürbare Erleichterung für viele darstellt, die zuvor im Schatten der Illegalität agieren mussten. Der Club hat seinen Sitz in der Blumenstraße 10, wo er regelmäßig die Türen für Interessierte öffnet und Mitgliedsanträge entgegennimmt. Die Aufnahme neuer Mitglieder wurde bis zur Genehmigung zurückgehalten, da erst nach der Erteilung dieser Erlaubnis ein stabiler Betrieb möglich war.

Psychiatrische Bedenken zur Legalisierung

Trotz der positiven Reaktionen seitens der Vereinsmitglieder und Kiffer-Szene gibt es auch kritische Stimmen. Dr. Dirk Schmoll, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Görlitz, äußert Bedenken über die gesundheitlichen Folgen der Legalisierung. Im Zeitraum von April bis September 2024 stieg die Zahl der Patienten mit nachweislichem THC-Konsum auf 80, verglichen mit 60 im vorherigen Halbjahr. Diese Steigerung sieht er als Bestätigung seiner Anklagen gegen die Legalisierung und deren mögliche negative Auswirkungen auf Konsumenten.

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Die zunehmenden Zahlen bei Patienteneinweisungen und die Notwendigkeit stationärer Behandlungen aufgrund akuter psychotischer Symptome sind weitere Faktoren, die Dr. Schmoll Sorgen bereiten. Die Eröffnung des Anbauvereins könnte diese Zahlen noch weiter beeinflussen. Währenddessen zeigen sich die Betreiber des Clubs zuversichtlich, dass die Regulierung des Marktes letztendlich zu einem Rückgang von illegalen Aktivitäten führen kann. „Wir wirken dem Schwarzmarkt entgegen“, erklärt David K. im Hinblick auf die gesetzliche Regelung.

Konsumenten und das Potenzial des Marktes

Frank Lehnert, ein Suchttherapeut, klinkt sich ebenfalls in die Diskussion ein und hebt hervor, dass die Legalisierung auch eine positive Wendung nehmen könnte. Sein Eindruck ist, dass die Legalisierung die Problematik für viele Konsumenten sogar mindern könnte. Der überwiegende Teil der Ratsuchenden in seinem Zentrum sind nicht-konsumierende Angehörige, die besorgt um das Thema sind. „Wir sollten das Suchtpotential von Cannabis nicht unterschätzen, aber auch nicht überschätzen“, meint Lehnert.

Im Verein selbst gibt es jedoch auch ein Bewusstsein für die Risiken. David K. ist verantwortlich für die Präventivarbeit und erklärt, dass Mitglieder bei übermäßigem Konsum auf Hilfsangebote verwiesen werden. Die Mitgliedschaft kostet 90 Euro für drei Monate und gibt Zugang zu einem legalen Cannabisbezug, preislich unter dem aktuellen Schwarzmarkt in Görlitz, wo ein Gramm Cannabis im Schnitt zehn Euro kostet.

In dem Club werden etwa zehn verschiedene Sorten angepflanzt, die unterschiedliche Geschmäcker und Wirkungen versprechen. Dabei dürfen nur Jugendliche über 21 Jahre mit niedrigem THC-Gehalt Pflanzen beziehen. David K. träumt von spannenden Entwicklungen – vielleicht sogar einer neuen Kreuzung, die eine besondere Geschmacksrichtung, ähnlich einem neuen Wein, hervorbringt.

Trotz der Bedenken und gemischten Reaktionen ist dies ein entscheidender Schritt in die Legalisierung von Cannabis in Sachsen. Die Debatte über dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Gesundheit, sowohl von Konsumenten als auch von denjenigen, die in ihrem Umfeld betroffen sind, wird weitergehen. Die Erfahrungen aus Görlitz könnten dabei als Referenz für andere Städte und Regionen dienen, die ähnliche Wege beschreiten wollen.

Quelle/Referenz
saechsische.de

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