Ein gewaltiger Aufschrei der Gnade! Anna-Nicole Heinrich, die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), stellt am Reformationstag in der Wittenberger Schlosskirche eine brennende Frage: Warum ertrinken Menschen im Mittelmeer, während wir tatenlos zusehen? Ihre Worte sind ein eindringlicher Appell an unser Gewissen. Bei ihrer Predigt zu Römer 3, 21-28 blickt sie zurück auf Erfahrungen an der EU-Außengrenze und ist voller Wut und Ratlosigkeit. „Luthers gnädiger Gott lädt nicht zum Wegsehen ein!“ In der angespannten Weltlage verlangt sie klare Haltung und Verantwortung. Die Spannung zwischen Gnade und Ungnade spiegelt sich in jedem ihrer Sätze wider, sie ruft dazu auf, die Augen nicht vor dem Unrecht zu verschließen.
Eine Botschaft, die auch Bischöfin Kirsten Fehrs, die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, im Mittelpunkt ihres ökumenischen Gottesdienstes in Hamburg verdeutlicht. Seit 2017 wird der Reformationstag in Hamburg gefeiert, und Fehrs unterstreicht die Notwendigkeit, sich der gesellschaftlichen Reformen zu widmen, die in der „wunden Weltgesellschaft“ gebraucht werden. „Welche Reformen braucht es jetzt?“, fragt sie und betont die Wichtigkeit des gemeinsamen Miteinanders der Religionen und Kulturen.
Der Reformationstag im Zeichen der Veränderung
Am 31. Oktober erinnern Protestanten rund um den Globus an Martin Luthers revolutionäre Handlung von 1517, die mit den 95 Thesen die Reformation einläutete. Dieses Jahr sind die Feierlichkeiten besonders bedeutend, denn Heinrich predigt in der Schlosskirche zu Wittenberg um 11:30 Uhr, gefolgt von einem EKD-Empfang. Um 10 Uhr leitet Bischöfin Fehrs einen weiteren Gottesdienst in Hamburg, bei dem die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ im Fokus steht. Die Aufforderung zur Umkehr und zur aktiven Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen unserer Zeit durchzieht jede dieser Feiern und ruft zur Handlung auf.
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