Riesa. In Deutschland ist der Gang zum Arzt für die meisten Menschen alltäglich und einfach. Doch für die, die keine Krankenversicherung haben, wird der Gesundheitsbesuch schnell zu einem teuren Abenteuer. Trotz der seit 2009 geltenden allgemeinen Krankenversicherungspflicht sind laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 immer noch 61.000 Menschen ohne Versicherungsschutz. In Sachsen könnte die Zahl der Betroffenen zwischen 23.000 und 40.000 liegen, wie der Sächsische Anonyme Behandlungsschein-Verein berichtet, der 2020 ins Leben gerufen wurde.
Der Verein hat seinen Sitz in Riesa, im ehemaligen Klubhaus der Stahlwerker, und bietet dringend benötigte Beratungen für Menschen ohne Krankenversicherung an. „Es gibt einen landesweiten Bedarf“, erklärt Sophie Pauligk, Vorstandsmitglied und Koordinatorin der Beratungsstelle. Während die Versorgungsstellen in großen Städten wie Chemnitz, Dresden oder Leipzig existieren, fehlt es in kleineren Städten an solchen Angeboten. Daher wurde Riesa als Standort gewählt, um auch hier Hilfe anzubieten.
Was tut der Verein konkret?
Die Mission des Vereins ist klar: Menschen ohne Krankenversicherung in Sachsen zu unterstützen. Die Berater helfen, die Gründe für den Verlust der Versicherung zu klären und unterstützen beim Ausfüllen von Anträgen und anderen bürokratischen Hürden. Die Geschichten der Hilfesuchenden sind vielfältig – viele sind wohnungslos, psychisch belastet oder selbstständig, aber aufgrund ihres Alters und steigender Beiträge in eine finanzielle Schieflage geraten.
Pauligk betont, dass die komplizierte Zuständigkeit der Behörden oft ein großes Hindernis darstellt. Die Berater übernehmen die Rolle der lautstarken Fürsprecher und helfen den Betroffenen, die ersten Schritte zurück in ein gesichertes Gesundheitssystem zu finden. Ein wichtiges Ziel ist es, dass jeder, unabhängig von seinem Status, Zugang zu medizinischer Versorgung hat. Der Verein wird bereits gut angenommen und plant, seine Angebote weiter auszubauen, um noch mehr Menschen zu helfen.
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