Am Jahrestag des verheerenden Hamas-Angriffs auf Israel fanden in ganz Deutschland zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte eindringlich davor, Israel leichtfertig zu verurteilen, und äußerte, dass Deutschland sich in einer Zerreißprobe befinde. Bei einer interreligiösen Feier in der Gedächtniskirche in Berlin betonte er, wie sehr die Ereignisse im Nahen Osten auch die Gesellschaft in Deutschland belasten.
Steinmeier beschrieb die Emotionen, die viele Menschen in Deutschland umtreiben: Trauer, Wut, Ohnmacht und Angst um Freunde und Angehörige auf beiden Seiten. Diese Gefühle seien auch für die Bedrohung von Juden und die explosiven Forderungen nach einem Nahen Osten ohne Israel repräsentativ. Der Bundespräsident erklärte, dass derartige antisemitische Äußerungen niemals toleriert werden dürften und bekräftigte die Solidarität Deutschlands mit Israel.
Die Rolle Deutschlands und die Notwendigkeit politischer Perspektiven
Steinmeier verdeutlichte die Verantwortung Deutschlands, Israel beizustehen, besonders angesichts der Angriffe auf die Heimat der Jüdinnen und Juden. Er machte jedoch auch deutlich, dass der aktuelle Krieg zu unermesslichem Leid für alle Beteiligten führt: für Israelis, Palästinenser und die Menschen im Libanon.
Die fortdauernden Konflikte haben in Gaza zu massiven humanitären Krisen geführt, die sich in Form von Flucht, Hunger und Krankheiten äußern. Steinmeier forderte, dass die gesellschaftliche Diskussion sich nicht nur auf das Recht Israels zur Selbstverteidigung konzentrieren darf, sondern auch auf die Grenzen dieses Rechts. Er wies darauf hin, dass ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern keine rein militärische Lösung aufweisen kann, sondern eine politische Perspektive erfordere. In diesem Kontext warnte er vor vereinfachenden Urteilen über Israel.
Gedenkveranstaltungen und öffentliche Reaktionen
Die Gedenkveranstaltungen in Deutschland begannen bereits in den frühen Morgenstunden. Um 5:29 Uhr - dem Zeitpunkt des Angriffs am 7. Oktober 2023 - versammelten sich Menschen am Brandenburger Tor in Berlin sowie an vielen anderen Orten weltweit, um die Namen der 1.170 Ermordeten und 255 Entführten vorzulesen. Politiker aus verschiedenen Bundesländern erinnerten an diesen schrecklichen Überfall und dessen weitreichende Folgen.
Sicherheitskräfte waren stark präsent, um die Veranstaltungen vor möglichen Auseinandersetzungen zu schützen. Die Polizei setzte rund 2.300 Einsatzkräfte ein, da nicht nur proisraelische, sondern auch viele pro-palästinensische Demonstrationen stattfanden. Bei einer dieser Demonstrationen in Berlin-Kreuzberg kam es zu Auseinandersetzungen, als Teilnehmer Flaschen auf Polizisten warfen und israelfeindliche Parolen riefen. Dies führte zu mehreren vorläufigen Festnahmen.
Die Proteste zogen zahlreiche Teilnehmer an, darunter auch prominente Persönlichkeiten wie die schwedische Aktivistin Greta Thunberg. In Frankfurt am Main sprachen die Veranstalter von über 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei einer pro-palästinensischen Demonstration. Der öffentliche Diskurs über die Ereignisse und deren Auswirkungen bleibt angespannt, unterstreichen doch die Geschehnisse die Komplexität und die tiefgreifenden Emotionen, die mit diesem Konflikt verbunden sind.
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