Am 9. November 1938, ein Datum, das in die Geschichtsbücher eingehen sollte, jährt sich die schreckliche Reichspogromnacht zum 86. Mal. In zahlreichen Gedenkfeiern und Veranstaltungen wird an die unzähligen Opfer jüdischen Glaubens erinnert, die in dieser Nacht brutal verfolgt wurden. Der schockierende Auslöser? Eine hasserfüllte Rede von Propagandaminister Josef Goebbels, die die NS-Elite im Alten Rathaus in München zusammenbrachte und den Startschuss für eine beispiellose Hetzjagd auf Juden in ganz Deutschland gab.
In der Nacht selbst brannten Synagogen und jüdische Geschäfte wurden geplündert. Die Gewalt war unvorstellbar: In München wurden über 1.000 jüdische Männer ins KZ Dachau verschleppt, viele von ihnen wurden ermordet oder starben an den Folgen der brutalen Misshandlungen. Historiker berichten von schockierenden Szenen, wie in Traunstein, wo die jüdische Familie Holzer von einer wütenden Menge bedroht wurde. „Holzers raus aus Traunstein!“ riefen die Angreifer, während Schüsse fielen und Fenster zertrümmert wurden. Die Familie floh hastig nach München, doch das Schicksal war grausam: Bis auf eine Tochter wurden alle Familienmitglieder in Konzentrationslagern ermordet.
Gedenkveranstaltungen in Oberbayern
In diesem Jahr wird besonders das Schicksal der jüdischen Verfolgten aus dem Landkreis Freising gewürdigt. Schülerinnen des Camerloher-Gymnasiums werden die Namen und Kurzbiographien der Opfer vortragen und den Abend musikalisch begleiten. Die zentrale Gedenkrede hält Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität, während prominente Sprecher wie Oberbürgermeister Dieter Reiter und Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, anwesend sind. Die Veranstaltung wird auch online übertragen.
In München selbst finden mehrere Gedenkveranstaltungen statt, darunter der Akt „Jeder Mensch hat einen Namen“ im Alten Rathaus, wo die Erinnerungen an die Opfer lebendig gehalten werden. Weitere Gedenkorte sind der Oertelplatz, der Gärtnerplatz und der Platz der Menschenrechte. Auch in Starnberg, Rosenheim und Miesbach wird der Pogromnacht gedacht, mit Kundgebungen, Ausstellungen und Theateraufführungen, die die Schrecken der Vergangenheit ins Gedächtnis rufen. Die Stadt Rosenheim plant eine besondere Aktion, bei der Bürger die Stolpersteine reinigen und somit ein Zeichen gegen das Vergessen setzen.