Ex-Bundespräsident Joachim Gauck hat bei einer mitreißenden Lesung im vollbesetzten PZ der Gesamtschule eindringlich dazu aufgerufen, die Freiheit zu verteidigen und die Bedrohungen für unsere Demokratie zu erkennen. Mit einem aufklärerischen Plauderton und einem faszinierenden Einblick in die Machenschaften von Geheimdiensten wie KGB und Stasi brachte er den Zuhörern bei, autokratische Systeme besser zu verstehen. Gaucks Expertise aus seiner Zeit als Bundespräsident von 2012 bis 2017 und als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen ließ seine Ausführungen lebendig und greifbar wirken, keinem besorgten Professor gleich.
Unter dem Titel seines neuen Buches, „Erschütterungen. Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht“, verknüpfte er historische und autobiografische Elemente, lobte frühere Entspannungspolitiken und kritisierte gleichzeitig die gegenwärtigen autokratischen Tendenzen, insbesondere jene von Wladimir Putin. Gauck zeichnete ein düsteres Bild von Putins Paradigmenwechsel und der Legende von der NATO-Bedrohung, die mit den Sicherheitskonferenzen ins Rollen kam. „Sicherheit in Europa geht nur mit Russland“ – dieses Mantra wackelt in der heutigen Zeit, und Gauck sieht dringenden Handlungsbedarf.
Gaucks eindringlicher Appell
Mit Nachdruck stellte er klar, dass Beschwichtigungen gegenüber Autokraten nicht akzeptabel sind. Die Appeasement-Politik Englands gegen Hitler sei ein warnendes Beispiel. Gauck plädiert für den Einsatz von Waffen, wenn es nötig ist, um den Opfern beizustehen – so wie im Ukraine-Konflikt, wo Freiheit verteidigt wird. Zudem lenkte er den Blick auf die zunehmenden populistischen Strömungen in Europa. Gauck machte klar, dass Populismus aus der Sorge nach Sicherheit entsteht – eine Angst, die es zu besänftigen gilt.
Gauck forderte eine offene Diskussion über Zuwanderung, die für eine Vielzahl von Berufen absolut notwendig sei, und sprach sich dafür aus, das Wahlrecht zu nutzen und sich gegen Vereinfacher zu wehren. „Politiker sind wie wir“ – unterstreicht er, und dass eine differenzierte Auseinandersetzung mit der AfD reizvoller wäre als ein Verbot. Dies sei der Schlüssel, um eine gesunde Demokratie zu fördern.
Der Abend wurde zu einem besonderen Ereignis mit einem schlagfertigen Gauck, der sich im „Goldenen Buch“ der Stadt Kierspe verewigte. Der KUK-Verein konnte stolz sein auf diesen Erfolg – ein eindrucksvoller Abend, der nicht nur informierte, sondern auch begeisterte.