Jutta Benneker steht besorgt zwischen ihren Weinstöcken in der italienischen Region Apulien. Der Boden, der früher fruchtbar war, ist mittlerweile staubtrocken und bröckelt wie Pulver durch ihre Finger. Diese Trockenheit ist nicht nur ein vorübergehendes Wetterphänomen; sie ist das Resultat des Klimawandels, der die Landwirtschaft in Süditalien stark beeinträchtigt. Auf ihren vier Hektar Weinstöcken und bei 400 Olivenbäumen sieht sie die Auswirkungen deutlich.
„Wenn das so weitergeht, wird Süditalien bald kein Weinanbaugebiet mehr sein“, warnt sie, während sie in die wolkenverhangenen Himmel blickt, die keinen Regen bringen. Die letzten Jahre waren geprägt von Trockenperioden, die nicht nur ihre Pflanzen, sondern auch das ökologische Gleichgewicht in der Region bedrohen. Ihre Besorgnis ist greifbar, und das obwohl ihr Lebensweg sie von der alternativen Kulturszene Münsters bis zu den Weinbergen Apuliens führte.
Der Weg nach Süden
Ursprünglich stammt Jutta Benneker aus dem Münsterland und kam in den 1980er Jahren nach Münster, um Ethnologie zu studieren. Doch wie sie selbst sagt, war ihr bald klar, dass sie im akademischen Bereich nicht glücklich werden würde. So wechselte sie zu Germanistik und Spanisch, brach das Studium jedoch ab, als sie sich in der linken Szene Münsters engagierte. Hier fanden sich Aktivisten, Künstler und Umweltschützer, die die Stadt beleben.
Ihr Engagement führte sie zur Druckwerkstatt am Hafen, wo sie als Druckerin arbeitete und mit verschiedenen politischen Gruppen zusammenkam. Ihr Interesse an nachhaltiger Landwirtschaft wurde 1995 geweckt, als sie erstmals in die Gemeinde Francavilla Fontana reiste und die dortige linke Kommune „Urupia“ kennengelernt. In dieser Kommune lernten italienische und deutsche Aktivisten, verwahrloste landwirtschaftliche Flächen wieder zu beleben.
Die Liebe zum Weinbau
Im Jahr 2001 zog sie zu ihrem heutigen Partner Mimmo Caragnano nach Mottola. Von der anfänglichen Hütte ohne Strom bis zum erfolgreichen Weingut war es ein langer Weg. Sie begann, Wein zu kultivieren und gegen alle Widrigkeiten in der Natur einen stabilen Betrieb aufzubauen. Die beiden bewirtschaften ihre Weinberge nach den Prinzipien des Naturweins, was bedeutet, dass sie beim Anbau und der Vinifikation auf chemische Zusätze verzichten. Stattdessen fördern sie die natürlichen Prozesse der Traubenverarbeitung.
In einem Jahr erzeugten sie zwischen 10.000 und 13.000 Flaschen ihres Naturweins, der mittlerweile in erstklassigen Restaurants und internationalen Märkten geschätzt wird. Doch der Klimawandel ließ die Erträge drastisch sinken: „Seit 2017 spüren wir den Einfluss des Klimawandels schmerzlich“, sagt Benneker. Die Dürre hat ihre Ernte auf etwa ein Drittel reduziert und auch die Olivenbäume leiden unter dem Wassermangel.
Ein eindrückliches Beispiel der Auswirkungen ist ihre Cantina, die aufgrund der Trockenheit Risse aufweist, die die Folgen der schlechteren Bodenqualität zeigen. Benneker ist der festen Überzeugung, dass Bewässerung zwar kurzfristig helfen kann, langfristig aber keine Lösung für die anhaltenden Herausforderungen darstellt. „Woher soll das Wasser kommen?“, fragt sie besorgt und gibt zu bedenken, dass der Grundwasserspiegel ebenfalls gefährdet ist.
Trotz der Herausforderungen blickt Benneker mit Hoffnung in die Zukunft. Sie möchte ihr Wissen und ihre Leidenschaft für den Weinbau an die nächste Generation weitergeben. Wenn ihre Kinder älter sind, plant sie, das Weingut zu verkaufen und nach ihren Prinzipien biologischen Landbaus einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Die Liebe zum Wein und die Verbundenheit zur Natur zeichnen ihren bisherigen Lebensweg, der durch einen tiefen Respekt für die Umwelt geprägt ist.
Interessierte Besucher sind herzlich eingeladen, mehr über den Weinanbau zu erfahren und die edlen Tropfen direkt in der Cantina „Pantun“ zu probieren. „Hier gibt es immer spannende Geschichten und einen hervorragenden Naturwein“, verspricht Benneker und lädt jeden ein, mit einem Gläschen Wein in der Hand die Schönheiten der Region zu genießen. Kontaktinformationen sind auf ihrer Webseite zu finden.
„Am Ende des Tages“, sagt Jutta Benneker, „geht es darum, im Einklang mit der Natur zu leben und das Wissen um alte Traditionen weiterzugeben. Die Weinstöcke sind wie ein Teil von mir, sie sind das Ergebnis meines Lebens und meiner Erfahrungen, und ich hoffe, dass sie auch zukünftigen Generationen Freude bereiten werden.“
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.allesmuenster.de.
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