Fünf Jahre nach dem Anschlag: Halle gedenkt der Opfer in der Humboldtstraße

Fünf Jahre sind vergangen, seit der schreckliche Anschlag auf die Synagoge in Halle stattfand. Anett Oertel, die unmittelbar neben dem Gotteshaus in der Humboldtstraße wohnt, bemerkt eine gewisse Vertrautheit mit dem Ort: „Im Alltag denke ich nicht ständig daran“, erklärt sie. Das Gefühl der Bedrohung, das damals mit dem brutalen Übergriff verbunden war, scheint gewichen zu sein, auch wenn die Erinnerungen verblassen.

Am 9. Oktober 2019 versuchte ein bewaffneter Angreifer, während des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur in die Synagoge einzudringen, um dort die versammelten Gläubigen zu ermorden. Nur eine Holztür verhinderte das beabsichtigte Massaker, während der Attentäter auf dem Gehweg vor der Synagoge eine Passantin, die 40-jährige Jana Lange, erschoss.

Die bleibenden Erinnerungen

Die brutalen Bilder des Anschlags sitzen manchen Anwohnern immer noch tief im Gedächtnis. Ein 43-Jähriger, der gegenüber der Synagoge lebt, beschreibt seine Erfahrung: „Natürlich haben sich diese Bilder eingebrannt.“ Er selbst sah den Angreifer durch das Fenster und die Ermordung von Jana Lange. Dies ist eine Erinnerung, die man nicht so leicht vergisst.

Ein weiterer Anwohner, der zu dem Zeitpunkt mit seinem Handy filmte und die Aufnahmen der Polizei übergab, berichtet, dass das Gefühl der Sicherheit in der Straße durch den konstanten Polizeieinsatz erhalten bleibt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite nimmt ein dauerhaft besetzter Container, der Sicherheit gewährleisten soll, viel Platz ein. Es bleibt aber auch zu hören, dass der Lärm, den die Polizei verursacht, einige Anwohner stört.

Ein neues Normal

Das Leben in der Humboldtstraße hat sich zwar verändert, aber viele Anwohner berichten von einer gewissen Gewöhnung. „Ich wohne nach wie vor gern hier und fühle mich sicher“, äußert sich ein 39-Jähriger. Für einige bleibt das Geschehene jedoch omnipräsent; so wird am Jahrestag Blumen niedergelegt, um der verstorbenen Jana Lange und den Opfern des Anschlags zu gedenken.

Gleichzeitig gibt es bei einigen Bewohnern Unmut über die Sicherheitsvorkehrungen, die beim Jahrestag wieder in Kraft treten. „Ich bin genervt von den Sperrungen“, erklärt eine Gewerbetreibende, die an dem Tag ihr Geschäft schließen wird, ohne Entschädigung zu erwarten. Der Verkehr wird durch zusätzliche Maßnahmen in der Umgebung beeinträchtigt, was für viele eine Quelle der Frustration darstellt.

In Erinnerungen schwelgend, teilt ein 87-jähriger Rentner mit, dass er am Tag des Anschlags nichts mitbekam, jedoch von den darauf folgenden Diskussionen über die Tat sehr betroffen war. „Schlimm, dass die Frau gestorben ist“, äußert er, wobei er den Verlust von Jana Lange als besonders tragisch empfindet. Für ihn bleibt der Anschlag ein Teil seiner Lebensrealität, die ihn begleiten wird, solange er in der Nähe der Synagoge lebt.

Details