In Bayern stehen die Zeichen in dieser Woche auf Föhn. Ein Wetterphänomen, das als mild und klar wahrgenommen wird, beeinflusst das Klima in München und darüber hinaus. Laut dem Deutschen Wetterdienst wird für Mittwoch und Donnerstag eine warme Luftfront, die von den Alpen kommt, erwartet. Diese bringt nicht nur Temperaturen bis zu 23 Grad mit sich, sondern lässt auch die Sonne durch die Wolken blitzen. Man könnte fast meinen, Bayern liegt direkt an den Alpen, so klar sind die Sichtverhältnisse. Der Herbst zeigt sich vor seiner trüben Seite.
Doch die Freude über die milden Temperaturen und den blauen Himmel ist nicht für alle gleichwertig. Professor Angela Schuh, eine angesehenen medizinische Klimatologin von der Ludwig-Maximilians-Universität, erklärt, dass jeder zweite Mensch in Deutschland sich als wetterfühlig empfindet. Viele von ihnen erleben bei einer Föhnlage eine Verschlechterung ihrer Stimmung; Symptome wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten können auftreten. „Das ist eine Reaktion auf die plötzlichen Temperaturänderungen und die wechselnde Luftfeuchtigkeit“, so Schuh. Ihre Forschungen zeigen, dass tatsächlich nicht jeder das Wetter gleich gut verkraftet.
Regionalität des Föhns und kultureller Kontext
Das Phänomen Föhn ist nicht nur ein bayerisches Schicksal. Es tritt auch in anderen Regionen weltweit auf, wo Gebirge in der Nähe von feuchten Luftströmen liegen. Dennoch haben die Bayern eine ganz besondere Beziehung zu diesem Wetterereignis, die sich in zahlreichen Gedichten und Sprichwörtern niederschlägt. So beschreibt Emerenz Meier in ihrem Gedicht „Wödaschwül‘n“ die Unannehmlichkeiten, die der Föhn mit sich bringen kann, und Karl Valentin, der berühmte Münchner Humorist, wusste, dass der Föhn auch die beleidigten Gemüter der Menschen ankurbeln kann.
Ein historisches Beispiel für die Auswirkungen des Föhns findet sich im Jahr 1704, als ein starker Föhnsturm den bayerischen Kurfürsten vor einer militärischen Bedrohung schützte. Der Kochelsee, der zugefroren war, wurde durch den Föhn rechtzeitig aufgetaut, was den Tiroler Kämpfern den Vorstoß unmöglich machte. Diese Überlieferung zeigt, dass das Wetter von jeher das Leben der Menschen beeinflusst hat, oft in unerwarteten Weisen.
Heutzutage erhoffen sich viele Menschen von dem Föhn eine gewisse Erleichterung vom trüben Herbstwetter. Ein klarer Blick von der Münchner Innenstadt bis zum Karwendelgebirge ist mehr als nur ein optischer Genuss; es ist eine Erinnerung an die warmen Monate des Jahres. Die Verdunstung von Feuchtigkeit und das Wegblasen von Staub sorgen für diese klare Sicht. Die aufziehenden Temperaturen können jedoch auch unerwünschte Begleiterscheinungen haben.
Professor Schuh bietet Lösungen zur Minderung der Beschwerden an: Sie empfiehlt Kneippkuren, Saunagänge oder viel frische Luft bei Spaziergängen. „Das Wichtigste ist, den eigenen Körper daran zu gewöhnen, die Temperaturunterschiede besser zu verarbeiten“, betont die Expertin. Die Meinungen über den Föhn könnten unterschiedlicher kaum sein, aber eines steht fest: Er ist ein Teil der bayerischen Identität.
Für viele sind die milden Tage und die sonnigen Aussichten eine willkommene Abwechslung im grauen Herbst. Das Wetter sorgt für Gesprächsstoff, und Hinweise von Wissenschaftlern lassen die Menschen sowohl über die Vorzüge als auch über die Herausforderungen des Föhns nachdenken. Ob für die einen ein Hoch oder für die anderen eine Quelle der Schwierigkeiten, der Föhn bleibt ein Moment des Staunens und der Kontroversen in der bayerischen Kultur.
Mehr Informationen über diese Wetterereignisse finden sich in der detaillierten Berichterstattung bei www.merkur.de.