Auf der Bundesstraße 96n im Kubbelkower Wald zwischen Samtens und Bergen auf Rügen gilt seit einiger Zeit ein Tempolimit von 50 km/h in den Nachtstunden, um die dort heimischen Fledermausarten zu schützen. Diese Regelung, die von Mai bis August in Kraft ist, wirft Fragen zur Effektivität und Notwendigkeit von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf.
Laut Informationen der Behörden gibt es jedoch keine verlässlichen Daten über die Anzahl der Fledermäuse, die durch Autos verletzt oder getötet werden. Das Landesamt für Straßenbau Mecklenburg-Vorpommern stellte klar, dass vor und nach der Anordnung des Tempolimits keine Untersuchungen zur Mortalität von Fledermäusen durchgeführt wurden. Selbst der Landkreis Vorpommern-Rügen hat keine genauen Zahlen, was die Suche nach verunglückten Tieren zusätzlich erschwert. Wildtiere wie Füchse oder Marder können tote Tiere schnell abtragen, was die Erfassung der Verluste kompliziert macht.
Überwachung der Fledermauspopulation
Das Kollisionsrisiko wurde bereits vor dem Bau der Straße thematisiert, wobei die Gutachter der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -baugesellschaft (DEGES) nach mehreren Jahren Monitoring ein erhöhtes Risiko für Fledermäuse festgestellt haben. Hierfür wurden spezielle Ultraschallgeräte und Wärmebildkameras installiert, um das Verhalten der Tiere zu beobachten.
Trotz der umfangreichen Studien bleibt unklar, wie viele Fledermäuse tatsächlich in der Nähe der Straße leben. Die hohen Zahl der registrierten Rufaufzeichnungen, die auf eine Vielzahl von Querungen hindeuten, deutet zwar auf eine beträchtliche Aktivität hin, jedoch können die weder individuellen Tiere noch genaue Populationszahlen abgeleitet werden. Das Monitoring konnte lediglich feststellen, dass fünf gefährdete Fledermausarten regelmäßig die B96n queren.
Zusätzlich wurde im Jahr 2020 eine Fang- und Senderaktion durchgeführt, die die bisherigen Annahmen zur Gefährdungslage weiter untermauerte. Ein rechtlicher Handlungsbedarf besteht aufgrund des europäischen Artenschutzes, der den Schutz von Fledermäusen und anderen bedrohten Arten festschreibt.
Verkehrsaufkommen und Sicherheitsmaßnahmen
Über 15.000 Fahrzeuge passieren die B96n täglich, was weit über dem Schwellenwert von 5.000 Fahrzeugen pro Tag liegt, ab dem das Kollisionsrisiko für Fledermäuse signifikant steigt. Um den Artenschutz zu gewährleisten, ist die derzeitige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h sowohl aus verkehrstechnischen als auch aus ökologischen Gründen gerechtfertigt.
Die Kreisverwaltung von Vorpommern-Rügen hat betont, dass es momentan keine Pläne gibt, das Tempolimit aufzuheben. Stattdessen sind neue Untersuchungen in Planung, die darauf abzielen, das Flugverhalten der Fledermäuse noch besser zu verstehen. Ob diese Untersuchungen Veränderungen im Tempolimit nach sich ziehen werden, ist jedoch ungewiss.
Insgesamt bleibt die Effizienz des Tempolimits und die damit verbundenen Maßnahmen zum Schutz von Fledermäusen ein umstrittenes Thema. Ohne genaue Daten über die Anzahl verletzter oder getöteter Tiere bleibt es eine Herausforderung, den tatsächlichen Nutzen der Regelungen eindeutig zu bewerten. Dennoch stellt der Schutz von Wildtieren einen wichtigen Bestandteil der umweltpolitischen Strategie dar, die auch im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zunehmend an Bedeutung gewinnt.
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