Am Freitag erschütterte ein Brand auf dem Tanker «Annika» die ruhigen Gewässer der Ostsee vor Heiligendamm. Das Schiff, das mit etwa 640 Tonnen Öl beladen war, befand sich auf dem Weg von Rostock nach Travemünde, als das Feuer im Heckbereich ausbrach. Dank eines groß angelegten Einsatzes von Seenotrettungskräften, Feuerwehr und Schleppern konnte schlimmeres verhindert werden, nachdem das Feuer unter Kontrolle gebracht wurde.
Gegen Mitternacht erreichte der beschädigte Tanker dann den Hafen von Rostock, wo Rettungskräfte sich um die endgültige Löschung des Brandes kümmerten. Michael Allwardt, kommissarischer Leiter der Rostocker Feuerwehr, gab gegenüber den Medien bekannt, dass man grundsätzlich davon ausgehen könne, dass das Feuer gelöscht sei, und dass es keine Gewässerverunreinigung gegeben habe. «Die Sache ist gut ausgegangen», bestätigte Benedikt Spangardt, Sprecher des Deutschen Havariekommandos, da keine schwerwiegenden Verletzungen bei der Besatzung aufgetreten sind.
Ungeklärte Brandursache und Umweltbedenken
Am Morgen brach der Brand unter bislang ungeklärten Umständen aus. Die sieben Besatzungsmitglieder konnten rasch gerettet werden, wobei einige jedoch leichte Verletzungen erlitten. Aktive Brandbekämpfungsmaßnahmen wurden von mehreren Schiffen durchgeführt, während Feuerwehrteams per Hubschrauber zum Tanker geflogen wurden. Zu den Einsatzmitteln gehörten unter anderem Wasserwerfer, die große Mengen Wasser auf den brennenden Tanker sprühten, aus dessen Heck zudem schwarzer Rauch aufstieg.
Die Lokalisation des Brandes, etwa 4,5 Kilometer von der Küste entfernt, sowie die starken Winde bereiteten den Einsatzkräften zusätzliche Sorgen. Umweltminister Till Backhaus äußerte sich besorgt über die dynamische Lage und betonte die hohe Wichtigkeit effektiver Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Wissenschaftler befürchten, dass der Ausstoß von Schweröl in ein empfindliches Ökosystem katastrophale Folgen haben könnte.
Wachsende Gefahren durch Tankerschifffahrt
Tobias Goldschmidt, Umweltminister von Schleswig-Holstein, wies in Anbetracht des Vorfalls auf die steigende Gefahr von Ölkatastrophen im Zuge des wachsenden Tankerverkehrs in der Ostsee hin. Er kritisierte insbesondere die Zunahme älterer, unterversicherter russischer Tanker, die ein zusätzliches Risiko darstellten.
Die Ostsee zählt zu den am stärksten befahrenen Meeren weltweit, mit etwa 2.000 großen Schiffen, darunter viele Tanker, die bis zu 100.000 Tonnen Ladung transportieren. Martin Delpiano-Weber, ein Hotelgast in Heiligendamm, berichtete von der dramatischen Szenerie und der Angst, die dieser Vorfall in der Region auslöste.
Obwohl der schnelle Einsatz der Rettungskräfte von der Umweltorganisation WWF gelobt wurde, bleibt die Frage nach der endgültigen Ursachenklärung des Brandes und den potentiellen Umweltauswirkungen. Laut dem WWF-Direktor Finn Viehberg ist ein dichtes Netz von Havariekommandons über die gesamte Ostsee notwendig, um solche Situationen besser zu managen.