Der nördliche Teil von Rheinland-Pfalz steht im Fokus intensiver Bemühungen um die Energiewende. Ein engagiertes Radsportteam, die Equipe EuroDeK, hat sich auf eine zwei Tage dauernde „Energiewendetour“ begeben und diese Region in den Blick genommen. Die Gruppe radelte durch den Westerwald, Hunsrück und Taunus, um sich über den Fortschritt der Projekte in der erneuerbaren Energie zu informieren und mit Pionieren der Branche auszutauschen.
Die Tour startete beim 100-jährigen Jubiläum des regionalen Tonproduzenten Goerg & Schneider in Boden. Geschäftsführer Florian Goerg betonte, wie wichtig Nachhaltigkeit für sein Unternehmen ist, das vollständig auf Ökostrom setzt. Markant in seiner Aussage war der Hinweis, dass auch die finanzielle Unterstützung von Kooperationspartnern wie dem Unternehmen Mann Naturenergie aus Langenbach bei Kirburg zur lokalen Wertschöpfung beiträgt.
Energieversorgung durch innovative Projekte
Ein weiterer wichtiger Halt der Radtour war der Solarpark Steinkaut in Altenkirchen, wo mehr als 9.200 Solarmodule installiert sind. Diese Anlagen liefern genügend Strom für über 600 Haushalte. Gerd Stein, Vorstand der Maxwäll-Energiegenossenschaft, erklärte den Teilnehmern, dass der Solarpark auf einer alten Tongrube errichtet wurde und dank geplanter Erweiterungen in naher Zukunft noch mehr Haushalte mit Energie versorgen kann. Daraufhin führte der Weg weiter zum Wasserkraftwerk in Nassau, betrieben von Süwag. Dort erläuterte Dominik Kauss, dass das Kraftwerk aus der Lahn ausreichend Strom für 16.000 Haushalte produziert, nachdem es 2018 modernisiert wurde.
Ein wichtiges Anliegen bei diesem Projekt ist es, die Fischpopulation in der Lahn zu schützen. Kauss hob hervor, dass der Bund in naher Zukunft in diesen Schutz investieren möchte, um die ökologische Balance aufzrechterhalten. Die Teilnehmer besuchten dann die Genossenschaft „Energie für Mannebach“, die aus einer Bürgerversammlung heraus gegründet wurde und mittlerweile ein Biomassekraftwerk sowie Nahwärmeverbundsysteme betreibt. Wolfgang Wagner und sein Team kümmern sich um die Energieversorgung in ihrem kleinen Ort mit nur 105 Häusern.
Erfolgreiche Beispiele der Energiewende
Nach einem erlebnisreichen Tag endete die Tour in Simmern, wo die Radfahrer in einem Hotel ihre Erfahrungen austauschten. Frank-Michael Uhle, Klimaschutzmanager des Rhein-Hunsrück-Kreises, erläuterte den Teilnehmern, dass der Landkreis als bundesweit erster den „Erneuerbar-Kreis-Zertifikat“ in Platin erhalten hatte und seit 2018 als „Energiekommune des Jahrzehntes“ ausgezeichnet wurde. Dies belegt die beeindruckende Entwicklung und Akzeptanz erneuerbarer Energien in der Region.
Mit nur 105.000 Einwohnern gibt es im Rhein-Hunsrück-Kreis mittlerweile 285 Windräder, 7.700 PV-Anlagen und 17 Nahwärmeverbünde. Uhle wies darauf hin, dass die Region inzwischen 390 Prozent ihres Strombedarfs mit erneuerbaren Energiequellen deckt. Dies hat nicht nur zu einer sauberen Energiezukunft beigetragen, sondern auch die Energiekosten für viele Haushalte drastisch gesenkt.
In den letzten 20 Jahren haben die lokalen Initiativen im Klimaschutz zu einer regionalen Wertschöpfung von rund 880 Millionen Euro geführt. Gleichzeitig hat die Region Rücklagen in Höhe von 127 Millionen Euro gebildet. Frank-Michael Uhle zeigte sich optimistisch, dass immer mehr Gemeinden an einer ähnlichen nachhaltigen Entwicklung interessiert sind. Dabei ist es für die Politik im Kreis wichtig, alle Haushalte, einschließlich derjenigen mit geringerem Einkommen, in die Energiewende einzubeziehen und ihnen Unterstützung in Form von Beratungen anzubieten.
Die Erfolge der Energiewendetour belegen, dass durch engagierte Menschen und innovative Projekte eine umweltfreundliche Energiezukunft greifbar wird, von der die gesamte Region profitiert. In einer Zeit, in der der Klimawandel Fragen aufwirft, sind solche Initiativen nicht nur wichtig, sondern auch inspirierend für andere Regionen, die ähnliche Wege beschreiten möchten. Weitere Informationen zu diesem Thema sind auf www.rhein-zeitung.de zu finden.