Die deutsche Automobilindustrie sieht sich mit einer erheblichen Herausforderung konfrontiert: Die Skepsis der Verbraucher gegenüber Elektrofahrzeugen hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 einen negativen Einfluss auf die Verkaufszahlen. Diese Entwicklung ist für die heimischen Hersteller besonders problematisch, da selbst Modelle von bekannten Marken nicht die gewünschte Nachfrage erzielen. Laut aktuellen Berichten des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden im Jahr 2024 insgesamt 2,12 Millionen Neuwagen zugelassen, was einem Rückgang von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Im September 2024 fiel die Zahl der Neuzulassungen um sieben Prozent auf 208.800 Fahrzeuge. Besonders auffällig ist der Rückgang im Bereich der Elektroautos, wo zwischen Januar und September nur 409.400 Fahrzeuge neu zugelassen wurden – ein Rückgang um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das scheinbare Plus von fünf Prozent im September ist irreführend, da es hauptsächlich durch die plötzliche Stoppwirkung der staatlichen Förderungen im Vorjahr bedingt ist.
Sinkende Absatzprognosen und drohende Strafen
Die Situation ist so ernst, dass der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Verkaufsprognosen für Elektroautos nach unten korrigiert hat. Im laufenden Jahr werden nur noch 551.000 batterieelektrische Autos und Plug-in-Hybride erwartet, was einem Rückgang von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Experten von EY prognostizieren sogar einen Rückgang von 30 Prozent im gesamten Elektroautomarkt, was 150.000 weniger verkaufte Fahrzeuge bedeutet.
Die Gründe sind vielfältig, und ein mit Spannung erwarteter Fakt steht über den Köpfen der Hersteller: Ab 2025 werden verschärfte CO₂-Grenzwerte in der EU gelten, die bei Nichterfüllung mit hohen Strafzahlungen verbunden sind. Constantin Gall, ein Branchenexperte von EY, erklärte, dass die Automobilhersteller unter Druck geraten werden, die Verkaufszahlen zu steigern. „Viele Hersteller werden versuchen, über Rabatte den Absatz anzukurbeln, um Strafen und Imageschäden zu vermeiden“, so Gall.
Marktanalyse und Reaktionen der Hersteller
Die deutsche Pkw-Industrie leidet nicht nur unter einem Nachfragerückgang im Inland, sondern auch das gesamte Marktvolumen wird in diesem Jahr voraussichtlich um 20 Prozent unter dem Wert von 2019 liegen. Dies entspricht dem Verkauf von 800.000 Fahrzeugen weniger als vor fünf Jahren. Die Verbraucher zögern aktuell, auf Elektroautos umzusteigen, und entscheiden sich häufig für herkömmliche Verbrenner oder verschieben ihren Autokauf gänzlich.
Dennoch gibt es Lichtblicke. Die deutschen Hersteller können den Rückgang im Inland teilweise durch Exporte ausgleichen. Die Produktion lag im Gesamtjahr bis jetzt mit 3,1 Millionen Fahrzeugen nur ein Prozent unter dem Vorjahr, wobei im September sogar ein Anstieg um neun Prozent verzeichnet wurde. Es ist ermutigend, dass die Bestellungen aus Deutschland um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen haben, auch wenn die Gesamtzahl der Neufahrzeuge um vier Prozent sank.
Unter den großen Automobilherstellern konnte lediglich der BMW-Konzern im September ein leichtes Plus verzeichnen. So stieg der Absatz von BMW um 0,7 Prozent, während die Marke Mini sogar um 16 Prozent zulegte. Im Gegensatz dazu mussten alle anderen großen Marken wie Volkswagen, Mercedes-Benz, Audi und Opel Rückgänge von 7,4 bis 20,5 Prozent hinnehmen.
Zusammenfassend bleibt zu beobachten, wie sich die deutsche Automobilbranche in den kommenden Monaten entwickeln wird und ob die angestrebten Preissenkungen tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Verkaufszahlen der Elektroautos haben können. Die Herausforderung einer nachhaltigen Wende hin zu umweltfreundlicheren Fahrzeugen bleibt für die deutschen Hersteller weiterhin ein kritisch wichtiges Thema, das nicht nur wirtschaftliche Konsequenzen hat, sondern auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Branche bestimmt, berichtet www.az-online.de.