Die aktuellen Fortschritte in der Verkehrswende Deutschlands sind weniger erfreulich, als viele es sich wünschen würden. Insbesondere der Bereich der Elektro-Lkw, die für eine nachhaltige Logistik unverzichtbar sind, steht vor massiven Herausforderungen. Laut den jüngsten Informationen sind im Juli nur 528 Elektro-Lkw in Deutschland im Einsatz – das ist im Vergleich zu den insgesamt 800.000 Lastwagen ein bemerkenswert kleiner Anteil.
Vor der IAA in Hannover zeigt sich, dass Elektro-Lkw oftmals nur als „Schaufensterprojekte“ dienen. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), erklärte, dass große Unternehmen zwar ein paar Elektro-Lkw beschaffen, diese jedoch oft nicht in ausreichender Zahl angeschafft werden. Der Mittelstand, der über 80 Prozent des Güterverkehrs in Deutschland abdeckt, investiert derzeit nicht in diese Technologie.
Ursachen für die Stagnation der Elektromobilität
Die Hindernisse für die Einführung von Elektro-Lkw liegen hauptsächlich in den hohen Anschaffungskosten, der mangelnden Ladeinfrastruktur und dem fehlenden Zugang zu günstigem Grünstrom. Engelhardt berichtete, dass die Fördermittel durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts drastisch reduziert wurden, was die Anschaffungskosten für Unternehmen untragbar gestaltet. Ein batteriebetriebener Lkw kostet in der Anschaffung zwei bis drei Mal so viel wie ein Diesel-Lkw, der in der Regel rund 100.000 Euro kostet. Noch teurer sind Wasserstoff-Lkw, die fünf bis sechs Mal so viel kosten.
Ein weiteres Problem ist, dass die meisten Frachtkunden nicht bereit sind, höhere Preise für Transporte mit Elektro-Lkw zu bezahlen. Solange es billigere Anbieter gibt, die auf Diesel angewiesen sind, wird sich hier wenig ändern. Zudem beeinträchtigt das Gewicht der Batterien die Nutzlast eines 40-Tonners, was die Effizienz der Elektro-Lkw weiter reduzieren kann.
Engelhardt fordert eine bessere Unterstützung von Seiten der Politik. Derzeit gibt es nicht genügend Schnellladepunkte, um den Fahrern die notwendige Ladung während ihrer Pausen zu ermöglichen. Die hohen Kosten für den Kauf von Ladestationen und die oft unzureichende Strominfrastruktur tragen ebenfalls zur Verlangsamung der Entwicklung bei.
Der Bedarf an erneuerbaren Energien
Ein elektrische Lkw wäre nur dann wirklich umweltfreundlich, wenn er vollständig mit Grünstrom betrieben wird. Der BGL hat berechnet, dass Deutschland für eine komplette Umstellung auf erneuerbare Energien im Verkehrssektor 187.500 zusätzliche Windkraftanlagen oder 61 Kernkraftwerke benötigen würde. Der aktuelle Strommix führt dazu, dass ein Diesel-Lkw bei umfassender Betrachtung nicht mehr CO₂-Emissionen verursacht als ein Elektro-Laster, dessen CO₂-Ausstoß bei 65 kg pro 100 Kilometer liegt.
Zusätzlich wirkt sich die CO₂-Maut für Lkw negativ auf die Branche aus. Engelhardt appelliert an die Regierung, die Milliarden aus der Lkw-Maut gezielt in die Klimawende zu investieren, statt diese an andere Institutionen wie die Deutsche Bahn zu überweisen. „Es reicht nicht, die CO₂-Reduktionsziele für Neufahrzeuge vorzugeben. Es muss auch in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert werden“, so Engelhardt.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland steht hier vor einer entscheidenden Herausforderung. Wie schnell der Wandel hin zur Elektromobilität in der Logistik realisiert werden kann, hängt nicht nur von den Unternehmen ab, sondern vor allem von der politischen Unterstützung und dem Willen, in eine nachhaltige Zukunft zu investieren. Für weitere Informationen zu den Herausforderungen der Elektromobilität in der Logistik, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.fr.de.