Friedrich Schorlemmer, ein einflussreicher Theologe und Bürgerrechtler, ist im Alter von 80 Jahren verstorben. Laut den Angaben seiner Familie starb er in einem Berliner Pflegeheim nach langer Krankheit. Für viele ist Schorlemmer ein Symbol für den Widerstand gegen das SED-Regime in der DDR. Am 16. Mai 1944 in Wittenberge geboren, war er nicht nur ein wichtiger Akteur bei den Protesten für Freiheit und Demokratie, sondern auch ein tiefgläubiger Mann, der seine Überzeugungen nie aufgegeben hat.
Sein Engagement zur Zeit der DDR bescherte ihm große Anerkennung. So erklärte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Friedrich Schorlemmer gehörte zu jenen mutigen DDR-Bürgerrechtlern, die mit hohem persönlichen Einsatz das Unrecht des SED-Regimes kritisierten.“ Dies zeigt das hohe Ansehen, in dem Schorlemmer für seine unermüdlichen Bemühungen um Menschenrechte gehalten wurde. Schorlemmer initiierte auch die Friedensaktion „Schwerter zu Pflugscharen“ und war eine herausragende Figur der kirchlichen Friedensbewegung.
Ein Werdegang voller Engagement
Als Sohn eines evangelischen Pfarrers verweigerte Schorlemmer den Wehrdienst aus Gewissensgründen und fand seine Berufung in der Theologie, die er in Halle studierte. Später wurde er Dozent am Evangelischen Predigerseminar in Wittenberg, wo er eine oppositionelle Gruppe gründete, die als Wittenberger Friedenskreis bekannt wurde. Gemeinsam legte die Gruppe die „20 Wittenberger Thesen“ vor — Forderungen nach freien Wahlen, unabhängigen Gerichten und Reisefreiheit, die im Juni 1988 für Aufregung sorgten.
Sein öffentlicher Einsatz bei der berühmten Demonstration am 4. November 1989 in Berlin stellte einen weiteren Höhepunkt seiner Aktivität dar. Hier trat er als Redner auf und engagierte sich im „Demokratischen Aufbruch“. Nachdem die ursprüngliche Partei sich im Zuge der ersten freien Volkskammerwahlen nach Westen orientierte, schloss sich Schorlemmer der SPD an, wo er von 1990 bis 1994 als Fraktionsvorsitzender im Wittenberger Stadtparlament diente.
Anerkennung und Auszeichnungen
Friedrich Schorlemmer wurde im Laufe seines Lebens mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter die Carl-von-Ossietzky-Medaille und das Bundesverdienstkreuz. Diese Ehrungen belegen die immense Wertschätzung seiner Leistungen und seines unerschütterlichen Glaubens an eine gerechtere Gesellschaft. In seinen letzten Jahren litt Schorlemmer an Demenz und Parkinson, was dazu führte, dass er sich zurückzog und nicht mehr öffentlich sprach.
Sein Tod hinterlässt eine bedeutende Lücke in der deutschen Bürgerbewegung. Er wird nicht nur als Theologe und Politiker in Erinnerung bleiben, sondern vor allem als ein Mann, der stets für Gerechtigkeit und Freiheit einstand. In Anbetracht seines bemerkenswerten Lebenswerks bleibt die Frage, welche Inspiration sein Erbe für zukünftige Generationen bieten wird. Die Erinnerung an Friedrich Schorlemmer wird sowohl in der politischen Landschaft als auch im Herzen vieler Menschen weiterleben.Dieser Bericht ist auf Deutschlandfunk erschienen.